Kinderorthopädische Krankheitsbilder können von einfachen Fehlformen der Füße über Knie- und Hüftgelenkserkrankungen zu schweren Deformitäten an der Wirbelsäule reichen.
Wachstum und Entwicklung des Kindes müssen bei Diagnostik und Therapie kinderorthopädischer Erkrankungen unbedingt berücksichtigt werden. Kinder sind keine kleinen Erwachsenen.
Arbeit in der Kinderorthopädie ist immer interdisziplinäre Arbeit. Wir arbeiten mit dem Department für konservative und operative Kinder- und Jugendmedizin (Kinderklinik, Kinderchirurgie), dem Muskelzentrum, der Kinderradiologie, dem Humangenetischen Institut und dem Sozialpädiatrischen Zentrum Halle zusammen, um die Wege zum Erkennen einer Erkrankung des Bewegungsapparates und ihrer Behandlung für Kinder und Eltern so kurz wie nötig zu gestalten.
In der Kinder- und Neuroorthopädischen Sprechstunde werden Kinder untersucht und behandelt, die in der Regel vom Orthopäden, Kinderarzt oder Allgemeinmediziner bereits gesehen wurden. Oft besteht die Fragestellung zur weiteren Diagnostik, notwendigen ambulanter oder stationärer, konservativer oder operativer Therapie.
Sollte bei Ihrem Kind eine Operation notwendig sein, wird das in der Ambulanz mit Ihnen und Ihrem Kind ausführlich besprochen. Die Mitaufnahme eines Elternteils auf der Station ist unkompliziert möglich.
Bei geplanten funktionsverbessernden Operationen von Kindern mit Zerebralparese oder Spina bifida, die gehen können, wird vor der Operation eine instrumentelle Ganganalyse in unserem Ganglabor durchgeführt.
Wichtige kinderorthopädische Erkrankungen sind:
Von einer Hüftdysplasie spricht man, wenn die Pfanne des Hüftgelenkes mangelhaft ausgebildet ist.
Bei Vorliegen von Risikofaktoren wie Beckenendlage, einem Verwandten, der diese Erkrankung hat, zu wenig Fruchtwasser, einem Syndrom oder einer neurologischen Erkrankung beim Kind wird die Ultraschalluntersuchung der Hüftgelenke schon am 2.- 10. Lebenstag (U2) durchgeführt, bei allen anderen Kinder bei der U3 4. bis 6. Lebenswoche. Wir können die Ultraschalluntersuchung bei der U2/U3 bis zum 12. Lebensmonat durchführen. Schmerzen hat das Kind nicht.
Die Therapie hat die Verbesserung der Hüftkopfüberdachung zum Ziel. In der Regel kann das mit Hilfe von Schienen erfolgen. Nur bei schweren Fehlbildungen oder bei Luxationen sind ein Beckengips oder eine Operation notwendig.
Wenn Kinder im 2.-10. Lebensjahr über Knie-, Leisten- oder Oberschenkelschmerzen klagen, muss eine Perthes- Erkrankung ausgeschlossen werden. Dieser Erkrankung beginnt mit dem Zusammenbruch des kindlichen Hüftkopfes. Die Ursache ist nicht geklärt. Eventuell spielen Durchblutungsstörungen des Hüftkopfes eine Rolle. Im Verlauf kommt es zum Wiederaufbau des Kopfes.
Die Diagnose wird nach der Untersuchung mit einer Röntgenuntersuchung gestellt.
Bei der Therapie ist es wichtig, während der Aufbauphase für eine ausreichende Überdachung des Hüftkopfes zu sorgen (Containment- Therapie). Das kann bei milden Fällen mit Krankengymnastik erreicht werden. In schwereren Fällen ist eine Operation zur notwendig.
Klagen ältere Kinder (10. bis 17. Lebensjahr) über Knie-, Leisten- oder Oberschenkelschmerzen muss mit einer Röntgenuntersuchung ein Hüftkopfabrutsch ausgeschlossen werden. Beim Hüftkopfabrutsch (Epiphyseolysis capitis femoris) rutscht der gelenkseitige Anteil des Hüftkopfes (Epiphyse) wegen der Lockerung in seiner Wachstumsfuge vom Oberschenkelhals ab. Diese Erkrankung des Hüftgelenkes muss immer operiert werden, um ein weiteres Abrutschen zu verhindern. Die Veränderungen am Hüftgelenk, die Auswirkungen auf das Ausmaß einer Verschleißerkrankung des Hüftgelenkes haben können, sollen so gering wie möglich gehalten werden. Es wird dabei eine Stabilisierung der Epiphyse mit Schrauben oder Drähten durchgeführt. Bei einem höhergradigen Abrutsch ist die sogenannte Umstellungsoperation am Knochen notwendig. Die Erkrankung tritt in >50% beiderseits auf, so dass immer eine prophylaktische Operation auf der „gesunden“ Seite erfolgt.
Ein Ausrenken der Kniescheibe kann durch einen Unfall oder angeboren sein. Die Diagnose wird durch eine Röntgen- oder MRT- Untersuchung gestellt. Die Therapie ist von der Grunderkrankung abhängig.
Häufig werden Kinder mit Einwärtsgang oder Knickfüßen von ihren Eltern in der kinderorthopädischen Sprechstunde vorgestellt. Bis zu einem Alter von 8 Jahren sind Knicksenkfüße als altersgemäß zu werten und verbessern sich mit dem weiteren Wachstum. Schmerzen haben die Kinder nicht. Durch eine gründliche Untersuchung und Fußdruckmessung können in aller Regel die Eltern der Kinder mit sogenannten physiologischen Knicksenkfüßen, bei denen keine Behandlung notwendig ist, beruhigt werden.
Klagen Kinder mit Fußfehlstellungen über Schmerzen, müssen krankhafte Veränderungen ausgeschlossen werden. Das können knöcherne oder bindegewebige Verbindungen zwischen den Fußwurzelknochen oder neurologische Erkrankungen sein. Abhängig von der Diagnose muss eine individuelle Therapie erfolgen.
Operative Maßnahmen bei Hallux valgus sind erst bei deutlichem Schuhkonflikt und stärkeren Schmerzen ratsam. Hierbei werden in Abhängigkeit vom Ausmaß und der Ursache der Deformität verschiedene operative Eingriffe (Chevron-Osteotomie, OP nach Akin, Lapidus Arthrodese, Weichteileingriffe ect.) vorgenommen. Abhängig vom Eingriff ist meistens ein stationärer Aufenthalt erforderlich.
Die unmittelbar postoperative Belastungsfähigkeit des Fußes richtet sich nach dem Eingriff. In den meisten Fällen ist eine Nachbehandlung im Verbandsschuh über 6 Wochen erforderlich.
An dieser Stelle erfahren Sie etwas über das Krankheitsbild der Skoliose und Behandlungsmöglichkeiten.