RESTART 3.0

Im Zuge der COVID-19 Pandemie kam es zu massiven Einschränkungen in der Veranstaltungsbranche in Deutschland und im internationalen Raum. Zu Beginn der Pandemie wurden alle Großveranstaltungen abgesagt, da hier von einem sehr hohen Infektionsrisiko mit erheblichen Auswirkungen auf die Ausbreitung des Erregers ausgegangen wurde. Diese Einschränkungen trafen insbesondere Live-Events hart, die bekanntlich auf ein stetiges, großes Publikum angewiesen sind.

Im Rahmen einer Großveranstaltung mit hohen Zuschauerzahlen kommt es zu zahlreichen Kontakten unter den Teilnehmer:innen, die allerdings bislang nur wenig erforscht und damit schwer quantifizierbar waren. Die Einhaltung eines Mindestabstands von 1,5 Metern kann in eng besetzten Konzertsälen und anderen Veranstaltungsorten meist nicht konsequent eingehalten werden. Ebenso war die Rolle der Aerosole (potenziell infektiöse Schwebeteilchen) während eines gut besuchten Konzerts in Innenräumen weitgehend unklar.

Die Universitätsmedizin Halle hat sich mit Unterstützung des Ministeriums für Wissenschaft, Energie, Klimaschutz und Umwelt des Landes Sachsen-Anhalt die Aufgabe gesetzt, diese Lücken zu schließen und somit die Risikobewertung von Großveranstaltungen auf der Basis wissenschaftlicher Daten zu ermöglichen. Nachdem wir mit unserer ersten Studie RESTART-19 zunächst grundlegende Fragen zu Großveranstaltungen beantwortet und erste Erkenntnisse vom Infektionsgeschehen auf Großveranstaltungen gesammelt wurden, stand mit RESTART 2.0 vor allem die Raumlufttechnik und die Übertragung durch Aerosole im Vordergrund. Mit RESTART 3.0 sollen nun die Daten aus beiden Vorgängerstudien zusammengefasst und noch bestehende Wissenslücken geschlossen werden. Insbesondere sollen Daten zu Stehkonzerten erhoben werden. Darauf basierend soll eine verbesserte epidemiologische Modellierung der Krankheitsübertragung entwickelt werden, die sowohl den neuen Virusvarianten und der sich verändernden Immunität in der Bevölkerung als auch der strukturellen, geographischen und saisonalen Heterogenität von Großveranstaltungen in Deutschland Rechnung trägt. Das Modell soll so offen gestaltet werden, dass es künftig für andere (neue) Viruserkrankungen genutzt werden kann. Dadurch können wir künftig exaktere Aussagen über die Effektivität der verschiedenen Eindämmungsmaßnahmen auf Großveranstaltungen treffen.

Konkret sollen bei RESTART 3.0 die Kontakte zwischen den Teilnehmer:innen von Stehkonzerten gemessen und analysiert werden. Dabei kommt die im Rahmen von RESTART-19 bereits erprobte Technik zur Anwendung. Stehkonzerte unterschieden sich in vielen Bereichen von Sitzkonzerten. So ist sowohl die Dichte der Teilnehmer:innen und häufig auch die Gesamtzahl der Teilnehmer:innen meist deutlich höher. Gleichzeitig bewegen sich die Teilnehmer:innen aber auch während eines Konzertes, sodass – im Gegensatz zu Sitzkonzerten – die Kontaktpersonen nicht statisch bleiben, sondern mehrfach wechseln. Daher sind die Daten aus RESTART-19 auch nicht ohne Weiteres auf diese Veranstaltungsart zu übertragen. Um die Unterschiede zu Sitzkonzerten genauer herauszuarbeiten wird es aber auch einen Sitzbereich im Rahmen des Versuchs geben.

Stehkonzerten sollte eine besondere Bedeutung zuteilwerden, da hier die Personenzahl häufig besonders groß ist. Die Anzahl der Kontakte, die während einer Veranstaltung entstehen, sind die Grundlage für die Ermittlung des Ansteckungsrisikos.

Dabei interessieren uns vor allem folgende Fragen:

  • Wann und wo finden die Kontakte zwischen Teilnehmer:innen statt?
  • Wie lange halten diese Kontakte an?
  • Wie nah sind diese Kontakte?
  • Kommt es zu Wiederholungen von Kontakten?

Um somit auch künftige Großveranstaltungen planungssicher durchzuführen und den Teilnehmer:innen ein bestmögliches Erlebnis bieten zu können, führen wir unsere Studie am Montag, den 26. Februar 2024 während des Konzertes der Prinzen im Steintor-Varieté Halle (Saale) durch. Mit einer Kapazität von 700 Steh- und 600 Sitzplätzen sollen für die Dauer des Besuchs zahlreiche Kontakte zwischen den Teilnehmer:innen erfasst werden. Ein Stehplatz-Ticket kann hier für 15€ und ein Sitzplatz-Ticket für 20€ erworben werden.

Um die typischen Bewegungsmuster und damit das Infektionsgeschehen während Ihres Besuchs bei den Prinzen erforschen zu können, bekommt jede/r Teilnehmer:in für die Dauer des Konzertes einen streichholzschachtelgroßen Bewegungs-Tracer ausgehändigt, welcher bequem mit einem (Schlüssel)band um den Hals getragen wird. Diese speichern – vollständig anonym! - Kontakte zwischen Ihnen und den anderen Teilnehmer:innen sowie den Ort und die Dauer der jeweiligen Kontakte.

Mit dem Kauf Ihres Tickets erklären Sie sich mit der Durchführung der Studie und dem Tragen der Bewegungs-Tracer einverstanden. Personenbezogene Daten werden ausschließlich im Rahmen des Ticketverkaufs erhoben. Diese werden nicht an die Studienleitung weitergegeben. Die Erhebung und Auswertung der Daten erfolgt vollständig anonym.

Die Universitätsmedizin Halle dankt Ihnen für Ihre Unterstützung und wünscht Ihnen ein tolles Konzerterlebnis!