Die Forschungstätigkeit der Klinischen Infektiologie ist vielfältig. Sie umfasst sowohl klinische, als auch epidemiologische Forschungsprojekte. Dabei gilt das Interesse besonders der Entwicklung moderner und neuartiger Strategien zur Vorbeugung von Infektionskrankheiten und zur Sicherung einer rationalen Antibiotika-Anwendung im Krankenhaus.
Unsere Projekte
RESTART-19: Risk prEdiction of indoor SporTs And cultuRe events for the Transmission of COVID-19
Das Forschungsprojekt RESTART-19 untersucht evidenzbasiert und mit wissenschaftlichem Studiendesign die Risiken von Großveranstaltungen in Hallen. Ziel ist es, Lösungen zu finden, wie diese unter Pandemie-Bedingungen wieder stattfinden könnten. RESTART-19 besteht aus mehreren Teilprojekten wie der Entwicklung eines mathematischen Modells zur Risikoabschätzung und der Festlegung von Rahmenbedingungen für eine Großveranstaltung. Sichtbarster Teil ist jedoch das große Experiment, welches am 22. August 2020 in der Arena Leipzig stattfand. Neben den Handballern des SC DHfK aus Leipzig unterstützte der Sänger Tim Bendzko das Experiment mit einer Konzertsimulation.
Das Projekt wird aus Mitteln des Landes Sachsen-Anhalt und des Freistaats Sachsen finanziert.
Nähere Informationen finden Sie unter https://restart19.de/
TELE-KASPER – TELEmedizinisches Kompetenznetzwerk „Antibiotic Stewardship in PEdiatRics“
Seit Jahren nehmen multiresistente Erreger (MRE) in Deutschland zu. Ein Grund hierfür ist der häufige und oft unkritische Einsatz von Breitspektrum-Antibiotika, vor allem bei im Krankenhaus behandelten Kindern und Erwachsenen. Antibiotic Stewardship (ABS) Programme sollen einen kontrollierteren Einsatz von Antibiotika in Krankenhäusern unterstützen. Diese Programme sind aber in der Kinderheilkunde außerhalb nicht-universitärer Kinderkliniken bisher sehr selten.
Im Projekt TELE-KASPER soll die Versorgung von Kindern in nicht-universitären Kinderkliniken verbessert werden, indem ein telemedizinisches ABS-Programm etabliert wird. Mittels einer Smartphone-App sollen Ärztinnen und Ärzte zu Diagnostik und Therapie von Infektionen im Kindesalter beraten, weitergebildet und in der Behandlung komplizierter infektiologischer Fälle unterstützt werden. Ein deutschlandweites Netzwerk, bestehend aus ABS-erfahrenen Kliniken, soll aufgebaut werden und hierbei unterstützen. Um den Nutzen dieser Programme zu dokumentieren, erfasst das Projekt den lokalen Verbrauch von Antibiotika und vergleicht Resistenzstatistiken.
Im Projekt soll der Antibiotika-Einsatz in mindestens 28 nicht-universitären Kinderkliniken untersucht werden. Anschließend wird das ABS-Programm in randomisierter Zeitabfolge in den verschiedenen Kliniken eingeführt und evaluiert. Forscherinnen und Forscher analysieren, ob sich der Antibiotikaverbrauch und die Resistenzstatistiken verändern, wie hoch die Verweildauer im Krankenhaus und die Mortalität sind. Zusätzlich wird evaluiert, wie häufig das ABS-Programm genutzt wird, wie schnell Fragen zu Kinderinfektionen beantwortet werden können und wie zufrieden die beteiligten Ärztinnen und Ärzte sind.
Im Erfolgsfall kann das ABS-Programm die Versorgung von Kindern in nicht-universitären Kinderkliniken flächendeckend verbessern und zugleich neue Kompetenzen in lokalen und regionalen Kinderkliniken schaffen. So kann das Projekt zu einem angemessenen Antibiotikagebrauch in Kinderkliniken und damit zur Eindämmung von Antibiotika-Resistenzen beitragen.
Konsortialpartner: Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Universität des Saarlandes, Universitätsklinikum Essen, Universitätsklinikum Halle (Saale)
Smart Medical Information Technology for Healthcare (SMITH)
In der Medizininformatik-Initiative des Bundesministeriums für Bildung und Forschung werden die universitätsmedizinischen Standorte Leipzig, Aachen, Jena, Hamburg, Bonn, Essen und Halle gefördert. Ihr Ziel ist es, im Rahmen des Verbundes SMITH eine innovative Struktur zur einrichtungsübergreifenden Vernetzung und dem Austausch von Forschungs- und Versorgungsdaten zwischen den Standorten und über das Konsortium hinaus zu entwickeln.
Der erste Anwendungsfall HELP behandelt das Thema „Antibiotic Stewardship“ in der Infektionsmedizin. Dabei geht es um den zielgerichteten, leitliniengerechten Einsatz von Antibiotika zur Bekämpfung bakterieller Infektionen – insbesondere vor dem Hintergrund einer zu geringen Zahl an ausgebildeten Infektiologen in Deutschland. Der Use Case soll auf Normal- und Intensivstationen implementiert werden. Ziel ist eine Optimierung des Einsatzes infektiologischer Konsile mit Hilfe von IT, um Antibiotika bei Patienten mit bakteriellen Infektionen zielgerichteter einzusetzen.
Das Konsortium fördert mit dem Anwendungsfall ASIC die Verbesserung der Patientenversorgung durch die Nutzung bereits vorhandener klinischer Routinedaten. Gezeigt wird dies am Beispiel der Therapie von Patientinnen und Patienten mit akutem Lungenversagen (ARDS), einer Erkrankung an der heute noch etwa 40 Prozent aller betroffenen Patienten versterben. Die hierfür entwickelte ASIC-App fungiert als Frühwarnsystem, indem sie Ärzte auf ein potentielles ARDS hinweist, noch bevor der Zustand des Patienten kritisch zu werden droht.