Algorithmische Surveillance von ICU Patienten mit akutem Lungenversagen (ASIC)

Patienten, die auf einer Intensivstation behandelt werden müssen, benötigen eine Vielzahl von Überwachungseinrichtungen, die eine für den Patienten bedrohliche Situation sofort feststellen und Ärzte und Pflegepersonal alarmieren. Deshalb ist die Intensivmedizin auch der Bereich der Medizin, in dem die größten Datenmengen zu einem Patienten anfallen und zumeist automatisiert in digitaler Form gespeichert werden. Eine strukturierte, systematische Auswertung dieser großen Datenmenge findet aber bisher noch nicht regelhaft statt.

Ziel des Use Cases ASIC („Algorithmic Surveillance of ICU Patients“) ist es deshalb, durch die Nutzung dieser bereits jetzt vorhandenen klinischen Routinedaten die Versorgung von Patienten zu verbessern. Dies soll am Beispiel der Therapie von Patienten mit einem akuten Lungenversagen (engl. „acute respiratory distress syndrome“, ARDS) gezeigt werden. Das akute Lungenversagen ist eine schwere Erkrankung, die unter anderem dazu führt, dass die Lunge ihrer Aufgaben, den Körper mit Sauerstoff zu versorgen, nicht mehr nachkommen kann. Die Mehrheit der Patienten, die an dieser Erkrankung leiden, muss künstlich beatmet werden und leider verstirbt noch immer eine nicht geringe Zahl dieser Patienten. Forscher konnten jedoch zeigen, dass die Beachtung bestimmter Therapieprinzipien die oft schwierige Behandlung dieser Patienten deutlich erfolgreicher machen kann. Diese Prinzipien wurden in den Leitlinien der medizinischen Fachgesellschaften festgehalten. Durch den Use Case ASIC soll die Erkrankung schneller und häufiger diagnostiziert und die Behandlung enger an diese Leitlinien gebunden werden. Obwohl klare Kriterien für das Vorliegen eines ARDS bestehen, ist die Diagnosestellung im Alltag häufig schwierig. Gerade die frühen Formen des ARDS werden zu oft nicht erkannt und fallen erst auf, wenn sich die Lungenfunktion des Patienten weiter verschlechtert hat. Die konsequente Umsetzung einer leitliniengerechten Therapie mit einer die Lunge schützenden (sog. lungenprotektiven) Beatmung und weiteren flankierenden Maßnahmen kann eine Verschlechterung unter Umständen verhindern und das Behandlungsergebnis verbessern. Daher sind sowohl eine frühzeitige Diagnose als auch eine korrekte Therapie des Krankheitsbildes von großer Wichtigkeit. Untersuchungen in diesem Bereich zeigen aber, dass in beiden Fällen auf diesem Gebiet noch Spielraum nach oben besteht. Um die Versorgungsqualität dieses Krankheitsbildes zu optimieren, wird daher im Rahmen des Use Cases eine Anwendung (App) entwickelt, welche die Daten kontrolliert, die bei der Überwachung eines Patienten auf der Intensivstation anfallen. Bei dem Verdacht, dass ein ARDS vorliegt, werden die behandelnden Intensivmediziner informiert und angehalten, zu überprüfen, ob der Patient tatsächlich eine solche Erkrankung entwickelt hat. Die App unterstützt die Ärzte bei diesem Vorgehen. Sollten auch die Ärzte zu dem Ergebnis kommen, dass ein Patient tatsächlich an einem ARDS erkrankt ist, werden ihnen die relevanten Behandlungsempfehlungen durch die App angezeigt und die Mediziner können ihre Therapie daran anpassen. Durch die Optimierung von Diagnose und Therapie ist letztlich eine Verbesserung des Behandlungsergebnisses von Patienten mit akutem Lungenversagen zu erwarten.

 

Detaillierte Informationen zum Use Case ASIC finden Sie hier