Chirurgische Forschung

Wissenschaftlicher Erkenntnisgewinn durch kliniknahe Grundlagenforschung: Entwicklungsmöglichkeit neuer Therapieansätze für Patienten

Wir begrüßen Sie herzlich auf der Forschungswebseite unserer Klinik. Unsere Forschungsschwerpunkte liegen in klinischen Studien und in der Aufklärung der molekularen Mechanismen der Krankheitsentstehung in den Bereichen Hepato-Pankreato-Biliäre Erkrankungen (d.h. vor allem Pankreas und Leber), Endokrine Erkrankungen (Schilddrüse, Schilddrüsenkarzinome, neuroendokrine Tumore) und  Gefäßerkrankungen (Atherosklerose). Durch diese Forschungsarbeiten möchten wir neue und/oder verbesserte Therapieansätze und Konzepte für unsere Patienten finden. Wir engagieren uns natürlich auch für die wissenschaftliche Ausbildung unserer Studentinnen/ Studenten und jungen Wissenschaftlerinnen/ Wissenschaftler. Wer Interesse an unseren Forschungsthemen hat, insbesondere auch an der Möglichkeit zu promovieren, kann sich gerne über das Sekretariat der chirurgischen Klinik weiter informieren
(0345 557 2314 oder E-Mail).

Neben unseren grundlagenwissenschaftlichen Arbeiten führen wir auch klinische Studien, systematische Übersichtsarbeiten und Meta-Analysen im Sinne einer evidenzbasierten Medizin/Chirurgie durch.

In Zusammenarbeit mit anderen Zentren untersuchen mehrere Studien, inwieweit verschiedene Therapieverfahren (Chirurgie, Chemotherapie, Strahlentherapie) und deren Kombination eine möglichst effektive Behandlung von Tumoren von Speiseröhre, Magen oder Bauchspeicheldrüse darstellen. Eine andere Studie betrachtet die Lebensqualität von Patienten mit Tumoren der Verdauungsorgane, die operiert wurden. Weitere Analysen befassen sich mit Möglichkeiten zur Vorhersage und Vermeidung von Komplikationen nach Operationen an den Verdauungsorganen.


(Literatur z.B. Kleeff et al., Evidence-Based Surgical Treatments for Chronic Pancreatitis. Dtsch Arztebl Int. 2016, Kleeff J, Ronellenfitsch U, Michalski CW. Do We Need Sequential Local Therapy Following Neoadjuvant Chemotherapy for Locally Advanced Pancreatic Cancer? EClinicalMedicine. 2019 Dec 4;17:100222.  doi: 10.1016/j.eclinm.2019.11.015.  eCollection 2019 Dec.)

Eine Entzündung ist eine Abwehrreaktion des Immunsystems. Die Reaktion auf eine Schädigung oder einen Reiz ist wichtig, um zerstörte Zellen und Fremdkörper zu beseitigen. Dabei erfolgt eine Einwanderung von Immunzellen aus dem Blut in das infizierte oder geschädigte Gewebe. Im Normalfall klingt die Entzündung nach der Reparatur des Gewebes bzw. Beseitigung des Fremdkörpers wieder ab. Bei chronischen Entzündungen produzieren die Immunzellen kontinuierlich Faktoren, die andere Zelltypen aktivieren und dabei zu Gewebeveränderung des betroffenen Organs führen können. Zusätzlich können andauernde Reparaturprozesse zu einer Schädigung des Erbgutes führen und damit die Tumorentstehung unterstützen. Die Tumorzellen produzieren dann zusätzlich eine Reihe von Faktoren, die den Entzündungsprozess aufrechterhalten können, es entsteht also eine Art Teufelskreis. Das Verständnis des Zusammenspiels von Immunzellen und Krebszellen sowie anderer Zelltypen in der Tumorumgebung stellt ein vielversprechendes Gebiet in der Krebsforschung dar und hat damit Auswirkungen auf Diagnose, Prognose und Therapie dieser Erkrankungen. 


(Literatur z.B. Kong et al. Dynamic landscape of pancreatic carcinogenesis reveals early molecular networks of malignancy. Gut 2016; Kleeff et al. Pancreatic cancer. Nat Rev Dis Primers 2016)

Unser Körper besteht aus Milliarden von Zellen, die unterschiedliche Aufgaben wahrnehmen. Je nach den Aufgaben der Zelle sowie nach ihrem Zustand und den zellulären Stressfaktoren, denen diese Zellen ausgesetzt sind, benötigt unser Körper eine ständige Erneuerung der Zellen. Dafür existieren Beobachtungs- und Entscheidungssysteme, ob die Zellen wachsen (sich teilen) sollen, oder abgebaut werden. Störungen des Stress-Erkennungssystems können zu einer Schädigung am Erbgut führen. Der Erwerb mehrerer solcher Genveränderungen kann zum unkontrollierten Wachstum und Krebsentstehung führen. Durch ein genaueres Wissen der Stress-Erkennungssysteme in den Zellen können wir zukünftig möglicherweise eine Schädigung am Erbgut und die daraus folgende Tumorentstehung verhindern bzw. das Tumorwachstum verlangsamen. 


(Literatur z.B. Sunami et al. Canonical NF-κB signaling in hepatocytes acts as a tumor-suppressor in hepatitis B virus surface antigen-driven hepatocellular carcinoma by controlling the unfolded protein response. Hepatology 2016)

Metabolismus oder Stoffwechsel ist die Grundlage aller lebenswichtigen Vorgänge in unserem Körper. Die Bestandteile der Nährstoffe (z.B. Kohlenhydrate, Fette, und Eiweiße) werden durch ein reguliertes Stoffwechselsystem abgebaut, umgebaut oder aufgebaut. Das Stoffwechselsystem stellt die Energie für alle biologischen Aufgaben unseres Körpers zur Verfügung. Der Stoffwechsel wird durch zahlreiche Faktoren beeinflusst, unter anderem auch durch Sauerstoff. Die Krebszellen zeigen einen besonderen Stoffwechsel, da sie eine erhörte Energieversorgung für schnelleres Wachstum, auch unter Bedienung des Sauerstoffmangels, benötigen. Durch neue Gefäßbildung oder eine Veränderung der Expression des Faktors, der u.a. die Gefäßneubildung kontrolliert, können Krebszellen mehr Energie zum Wachsen bekommen. Die Identifizierung und Aufklärung von Krebszell-spezifischen Stoffwechsel-Regulatoren ist wichtig, um potentiell neue Therapiemöglichkeiten gegen den Krebs finden. 


(Literatur z.B. Cheng et al. In vivo functional dissection of a context-dependent role for Hif1α in pancreatic tumorigenesis. Oncogenesis 2016; Erkan et al. The role of hypoxia in pancreatic cancer: a potential therapeutic target? Expert Rev Gastroenterol Hepatol. 2016; Kong et al., Hypoxia-induced endoplasmic reticulum stress characterizes a necrotic phenotype of pancreatic cancer. Oncotarget 2016; Sunami et al., Lipid Metabolism and Lipid Droplets in Pancreatic Cancer and Stellate Cells. Cancers 2017)