Die Qualifizierte Entzugsbehandlung
Eine Abhängigkeit ist eine sich schleichend entwickelnde, chronisch wiederkehrende Erkrankung. Man geht davon aus, dass in Deutschland allein ca. 1,9 Millionen Menschen an einer Alkoholabhängigkeit leiden. Täglich sterben in Deutschland rund 200 Menschen aufgrund eines zu hohen Alkoholkonsums. Die Zahl von Drogentoten hat in den letzten Jahren wieder zugenommen. Abhängigkeitserkrankungen verursachen schwere körperliche Erkrankungen und soziale Konsequenzen wie den Verlust von Partnerschaft und Freunden sowie des Arbeitsplatzes. Trotz dieser negativen Konsequenzen gelingt es den meisten Erkrankten nicht, ohne Hilfe ein abstinentes Leben zu führen.
Dies ist kein Ausdruck persönlicher Schwäche oder eines Mangels an Willensstärke. Die Abhängigkeit verändert Strukturen im Gehirn, die dem Erkrankten die Fähigkeit nehmen, Entscheidungen zu treffen. Da „Leib und Seele“ gleichermaßen von dieser Erkrankung betroffen sind, sollte auch ihre Behandlung ganzheitlich auf beide Aspekte eingehen.
Unsere Klinik bietet mit der sogenannten Qualifizierten Entgiftungsbehandlung ein modernes Behandlungskonzept, welches die verschiedenen Aspekte einer Suchterkrankung berücksichtigt. Mit der Therapie sollen Sie langfristig abstinent bleiben und dadurch negative gesundheitliche und soziale Folgen verhindert werden. Eine Abhängigkeit ist prinzipiell eine erfolgreich zu behandelnde Erkrankung, für die ein umfassendes Netzwerk von Hilfen existiert. Leider fehlt einem Großteil der Erkrankten der Zugang zu diesen Hilfen. Dem soll im Rahmen der Qualifizierten Entgiftungsbehandlung begegnet werden.
Behandlungskonzept
Die Aufnahme zur Qualifizierten Entzugsbehandlung erfolgt nach vorheriger Terminvereinbarung und durch Zuweisung aus dem ambulanten Bereich. Als Zuweiser kommen sowohl niedergelassene Psychiater und unsere Psychiatrische Institutsambulanz, aber auch Hausärzte und Kollegen anderer Fachrichtungen infrage. Auch andere Stellen des Suchthilfesystems, wie beispielsweise Suchtberatungsstellen, können Termine zur Aufnahme vereinbaren.
Die Behandlung findet auf unserer Station Marneros statt. Auch wenn deren geschützter Rahmen mit den daraus resultierenden Sicherheitsanforderungen mit einigen Einschränkungen verbunden ist, haben wir dank der Struktur dieser Station die Möglichkeit, unseren Patienten eine intensivierte Betreuung während der Dauer des Entzuges zu bieten.
Nach Aufnahme ist ein erster Teil der Behandlung die körperliche Entgiftung. Hier werden medikamentengestützt Entzugssymptome behandelt, um mögliche Komplikationen wie delirante Symptome, epileptische Anfälle und andere neurologische Komplikationen zu verhindern. Während der Zeit des körperlichen Entzuges finden engmaschige Herz-Kreislaufkontrollen und eine strukturierte Überwachung anderer Entzugssymptome statt. Zusätzlich werden Vitamine verabreicht, um körperliche Schäden zu verhindern. Je nach Intensität der Entzugssymptomatik wird die medikamentöse Therapie dann schrittweise beendet. Diese Phase dauert meist bis zu fünf Tage. Zusätzlich werden durch unser Pflegepersonal angeleitete Entspannungsverfahren angeboten, um häufig nach Wegfall des Substanzkonsums auftretender Anspannung und Unruhe begegnen zu können.
Im Rahmen der Morgenrunden können Erfahrungen und Probleme ausgetauscht werden. Darüber hinaus finden ärztlich und psychologisch geleitete Gruppentherapien mit psychoedukativem Charakter und je nach Bedarf Einzelgespräche mit Ärzten und/oder Psychologen statt. Unter Federführung unseres Sozialdienstes werden zudem weitere Bereiche des Suchthilfesystems vorgestellt. So werden Sie im Rahmen der Therapie Suchtberatungsstellen und Selbsthilfegruppen kennenlernen. Bei sozialen Problemen wie Schulden, Wohnungsfragen sowie familiären oder beruflichen Schwierigkeiten steht Ihnen unser Sozialdient beratend und unterstützend zur Seite.
Besonderen Wert legen wir darauf, dass im Rahmen der Therapie bereits für die Zeit nach der Behandlung ein weiterführender Plan existiert. Viele unserer Patienten entscheiden sich bereits im Rahmen der Behandlung für eine anschließende Langzeittherapie in einer der spezialisierten Rehabilitationseinrichtungen. Hierfür kann bereits während der Therapie in unserer Klinik mit Unterstützung unseres Sozialdienstes die Antragstellung beim Kostenträger und die Vereinbarung eines Aufnahmetermins erfolgen. Nicht selten ist dies direkt im Anschluss an die Behandlung in unserer Klinik zu gewährleisten. Darüber hinaus erwarten wir von unseren Patienten, dass sie bereits während des Aufenthaltes in unserer Klinik eine Suchtberatungsstelle aufsuchen und Anschlusstermine vereinbaren.
Auch die Anbindung an die Suchtgruppe unserer Psychiatrischen Institutsambulanz stellt für manche Patienten eine sinnvolle Option dar. Gern können wir dies im Rahmen des stationären Aufenthaltes besprechen.
Aufnahmemodalitäten
Aufnahmetermine werden täglich zwischen 8.00 und 9.00 Uhr unter den im Kontakt Qualifizierte Entgiftung angegebenen Rufnummern vergeben. Außerhalb dieser Zeit können Sie uns gern unter Angabe einer Rückrufnummer eine E-Mail unter (qe.psychiatrie☉uk-halle.de) schreiben; wir rufen Sie dann zurück. Da die Wartezeiten bis zur Aufnahme je nach Nachfrage länger sein können, empfehlen wir Ihnen, mittwochs zwischen 14.00- und 15.00 Uhr nochmals nachzufragen, ob eine frühere Aufnahme möglich ist. Sollte sich dann ein Patient gegen die Aufnahme entschieden haben, kann dieser Platz nachbesetzt werden.
Wir bitten Sie, bei Aufnahme folgende Dinge mitzubringen:
- Krankenhauseinweisungsschein
- Gesundheitskarte
- Schreibutensilien
- falls vorhanden Betreuerausweis, Medikamentenpass, Allergiepass, Röntgenpass
- Unterlagen von Vorbehandlungen (Arztbriefe, Laborbefunde, Röntgen-CDs …)
- benötigte Hilfsmittel (Brille, Hörgeräte …)
- Hygieneartikel (bei Entgiftung von illegalen Drogen bitte originalverpackt)
- Handtücher
- Bequeme Kleidung für Bewegungstherapie
- Motivation zur Abstinenz