Unsere Behandlungsschwerpunkte sind
- Kindertraumatologie inkl. Versorgung brandverletzter Kinder, Schulunfälle
- Verletzungen und Beschwerden des Kniegelenks
- Neugeborenen- und Fehlbildungschirurgie
- Kinderurologie
- Kindertumorchirurgie
- Allgemeine Kinderchirurgie und Notfallchirurgie
- Vaskuläre Fehlbildungen
- Funktionsdiagnostik des Gastrointestinaltrakts und der ableitenden Harnwege
Ambulant werden die Patienten in einer Allgemeinen Kinderchirurgischen Sprechstunde und in Spezialsprechstunden für Kinderurologie, D-Arzt-Verfahren, Manuelle Medizin und Verletzungen des Kniegelenks behandelt. Zahlreiche kleine operative Eingriffe werden ebenfalls ambulant durchgeführt.
Auf der Interdisziplinären Operativen Kinderstation werden alle Patienten aufgenommen, bei denen eine größere Operation notwendig ist. Hier werden auch die Patienten anderer chirurgisch tätiger Kliniken betreut.
Einen weiteren Schwerpunkt unserer Arbeit bildet die Funktionsdiagnostik des oberen und unteren Gastrointestinaltrakts und der ableitenden Harnwege (Impedanz-pH-Metrie, Ösophagusmanometrie und Urodynamik).
Auch in Zukunft werden wir zum Wohl unserer Patienten bemüht sein, die Qualität der medizinischen Versorgung auf allen genannten Gebieten weiter zu verbessern - zur Zeit qualifizieren sich unsere Ärzte auf den Gebieten der Kinderorthopädie und arthroskopischen Chirurgie. Dabei ist für uns eine vertrauensvolle, enge Zusammenarbeit mit allen Krankenhäusern und niedergelassenen Kollegen, Kinderärzten und Hausärzten, die sich mit der Behandlung von Kindern und Jugendlichen befassen, besonders wichtig.
Durch eine enge Anbindung an das BG Klinikum Bergmannstrost Halle liegt ein Schwerpunkt unserer Arbeit auf der Versorgung unfallverletzter Kinder und Jugendlicher, insbesondere bei Unfällen in Schule und Kindergarten.
Prof. Dr. med. Martin Kaiser ist D-Arzt für Kinder; neben vielen Publikationen auf dem Gebiet der Kindertraumatologie ist er Mitglied der Sektion Kindertraumatologie und Instruktor für das Zertifikat für Kindertraumatologie der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie.
Wir sind zugelassen für die berufsgenossenschaftliche Heilbehandlung (VAV / SAV) und als Kindertraumatologisches Referenzzentrum in das Trauma-Netzwerk Sachsen-Anhalt Süd eingebunden. Hierbei stellen wir die qualifizierte, unmittelbare und umfassende Diagnostik und Therapie bei allen Unfällen von Kindern und Jugendlichen bis zum 16. Geburtstag sicher. Unser Ziel ist, eine schnellstmögliche Wiederherstellung der Gesundheit und Leistungsfähigkeit, insbesondere der Schulfähigkeit unserer Patienten zu erreichen. Wir bieten die gesamte Diagnostik von Verletzungen an, wobei ein besonderer Schwerpunkt seit Jahren auf der Fraktur-Sonographie liegt.
Neben der Behandlung von Frakturen und Gelenkverletzungen sind wir auf die Versorgung schwerbrandverletzter Kinder und Jugendlicher spezialisiert.
Aufgrund der langjährigen Behandlung dieser Krankheitsbilder in Lübeck und in Halle (Saale) verfügt Prof. Dr. med. Martin Kaiser über eine große Expertise. Weiterhin ist er für die Deutsche Gesellschaft für Kinderchirurgie federführend bei der Erstellung der Leitlinie.
https://register.awmf.org/assets/guidelines/006-029l_S1_Knochenzysten_2019-09.pdf
A Allgemeines
Knochenzysten sind gutartige tumorähnliche Knochenläsionen, welche einen flüssigkeitsgefüllten und z.T. zellgefüllten Hohlraum im Knochen darstellen. Man unterscheidet in einfache (juvenile) Knochenzysten (EKZ) und aneurysmatische Knochenzysten (AKZ). Die Zysten können nach dem konventionellen Röntgenbild Befund bzw. dem Ergebnis einer Therapie eingeteilt werden.
Röntgenbefund vor der Behandlung (nach Enneking):
- Stadium I: wenig aktiver / inaktiver Tumor von einer Kapsel umgeben („latent“)
- Stadium II: aktive benigne Läsion mit ausgeprägtem Wachstum („active“)
- Stadium III: aggressive benigne Läsion mit ausgeprägtem Wachstum („aggressive“)
Röntgenbefund im Verlauf der Therapie/ nach Ende der Behandlung (nach Capanna):
- Grad I: Zyste komplett geheilt, Corticalis (= harte Knochenstruktur) verdickt
- Grad II: Heilung mit Restzysten
- Grad III: Wiederauftreten = Rezidiv
- Grad IV: kein Ansprechen auf die Therapie
Röntgenbefund im Verlauf der Therapie/ nach Ende der Behandlung nach Neer:
- Grad I: 100% Füllung der Zyste mit neuem Knochen
- Grad II: Corticalis zum Teil dicker, verbliebenen Zysten < 3 cm
- Grad III: Rezidiv; Restzysten > 3 cm
- Grad IV: kein Ansprechen auf die Therapie.
B Aneurysmatische Knochenzyste (AKZ; ICD M85.5)
(aneurysmal bone cyst)
Definition und Basisinformation
Bei aneurysmatischen Knochenzysten handelt es sich um bis zu 15 cm große dunkelrot bis bräunlichen Hohlräumen, die durch Bindegewebssepten unterteilt sind. Häufig ist die Lage in der Nähe der Wachstumsfuge (Epiphyse) mit einer typisch blasig aufgetriebenen stark verdünnten Kortikalis („blow out“ Phänomen). Aneurysmatische Knochenzysten können in nahezu allen Knochen auftreten, bevorzugt sind die langen Röhrenknochen (Femur [Oberschenkel], Tibia [Schienbein], Humerus [Oberarm]) gefolgt von Wirbelsäule und Beckenknochen 4-9. Aber auch Clavicula [Schlüsselbein] und Fußknochen können betroffen sein.
Die Ursache ist noch nicht komplett gesichert bzw. erforscht. Möglicherweise liegt eine Genveränderung vor, die zu verstärktem Knochenabbau führt.
Häufigkeit: Die Prävalenz dieser seltenen Erkrankung wird mit 0,32:100.000/Jahr, die Inzidenz mit 1,4:100.000 angegeben. Das Alter liegt bei Entdeckung in ¾ der Fälle zwischen 5 und 20 Jahren; die Geschlechtsverteilung wird meist als ausgeglichen angegeben. Eine Entartung (Malignität) wurde nur extrem selten beschrieben bzw. ist dieser Zusammenhang umstritten.
Leitsymptome
Möglich sind lokale Schwellung und Schmerzen, aber auch ein symptomloser Verlauf ist möglich: öfter wird die Diagnosestellung erst bei einer pathologischen Fraktur gestellt, das heißt, der betroffenen Knochen bricht, ohne dass ein schwerwiegender Sturz oder Unfall vorliegt.
Diagnostik, Einteilungen und Differentialdiagnose
Standard ist die Röntgenaufnahme in 2 Ebenen. Der erfahrene Arzt kann hierdurch schon oft die Diagnose stellen. Fakultativ kann ein CT oder – weil strahlensparend - ein MRT durchgeführt werden. Sollte dann immer noch Unsicherheit bestehen, ist eine offene Biopsie (Gewebeprobe) zu empfehlen.
Differentialdiagnosen:
Juvenile Knochenzyste, Osteosarkom, Chondroblastom, Riesenzelltumor oder braune Tumoren.
C Juvenile / Solitäre oder Einfache Knochenzyste (EKZ; ICD M 85.4)
(simple bone cyst, unicameral bone cyst, solitary bone cyst)
Definition und Basisinformation
Die juvenile Knochenzyste ist eine einkammerige mehrere Zentimeter große Knochenläsion, welche von einer Membran umgeben ist und meist zentral in den Metaphysen der großen Röhrenknochen liegt. Im Inneren findet sich seröse oder nach Fraktur blutig-seröse Flüssigkeit.
Prädilektionsstellen sind der körpernahe Oberarm (50%-70%) bzw. Oberschenkel (25%). Je nach Wachstum liegen die Zysten anfangs unmittelbar an der Wachstumsfuge („aktive Zyste“) und rücken zunehmend in die Diaphyse = Schaftmitte („latente Zyste“). Bei älteren Patienten (> 20 Jahre) können auch die Patella [Kniescheibe], die Scapula [Schulterblatt] und Teile der Beckenknochen betroffen sein. Kalkaneuszysten [Fersenbein] sind morphologisch ähnlich und fallen oft durch unklare Schmerzen des Rückfußes ohne wesentliches Trauma auf.
Die Kortikalis über den juvenilen Knochenzysten ist aufgrund ihrer Ausdünnung frakturgefährdet, das bedeutet, es können wie bei der AKZ Frakturen ohne starkes Trauma auftreten. Nach einer Fraktur heilen ca. 15% der Zysten spontan unter konservativer Therapie aus, wobei Refraktur(en), Wachstumsstörungen und Deformitäten auftreten können.
Häufigkeit: ca. 65% der Zysten treten im ersten bzw. 20% im zweiten Lebensjahrzehnt auf, die jährliche Prävalenz liegt bei 0.3:100.000. Das Geschlechtsverhältnis m:w ist ca. 2:1.
Leitsymptome
Die Zysten können schmerzlos sein (Zufallsbefund) oder als (schmerzhafte) Schwellung bzw. Bewegungseinschränkung sowie in 30-60% im Rahmen einer pathologischen Fraktur auffallen.
Diagnostik und Differentialdiagnose
Die Röntgenaufnahme (2 Ebenen) zeigt eine zentral sitzende, scharf berandete, strahlentransparente Läsion mit sklerosiertem Rand. Eine Ausdehnung in die Epiphyse ist ungewöhnlich, ebenso überschreitet der Durchmesser die Breite der benachbarten Wachstumsfuge nicht. In 20% findet sich ein eingebrochenes („fallen fragment sign“) oder ein in die Zyste hineinragendes Fragment („Türflügelzeichen“). Eine Periostreaktion tritt nur nach Fraktur auf.
Standard ist die Röntgenaufnahme in 2 Ebenen. Der erfahrene Arzt kann hierdurch schon oft die Diagnose stellen. Fakultativ kann ein CT oder – weil strahlensparend - ein MRT durchgeführt werden. Sollte dann immer noch Unsicherheit bestehen, ist eine offene Biopsie (Gewebeprobe) zu empfehlen
Differentialdiagnosen:
Aneurysmatische Knochenzyste, Riesenzelltumor, fibröse Dysplasie, brauner TU bei HPT, Abszess 5
Therapie
Bislang ist (noch) keine kausale Therapie möglich. Obwohl es sich bei den Zysten um gutartige Veränderungen handelt, neigen sie zu Rezidiven (10-60% innerhalb von 24 bis 50 Monaten) bzw. reagieren nur partiell oder nicht auf die Behandlung, was auch die große Anzahl der in der Literatur eingesetzten Behandlungsmethoden erklärt. Komplizierend können pathologische Frakturen – sogar auch nach scheinbar ausgeheilten Zysten - auftreten. Tendenziell schlechtere Ergebnisse fanden sich bei jüngeren Kindern (< 10 Jahre) und bei einer Lokalisation nahe der Epiphyse.
Nach Analyse der kompletten älteren und aktuellen Literatur, die zur aktuellen AWMF-Leitlinie geführt hat, haben wir an unserer Klinik folgenden Algorithmus etabliert:
- Grundsätzlich führen wir zunächst sollte bei allen Patienten (und Eltern) eine ausgiebige Aufklärung über Behandlungsvarianten durch
- Liegt keine Fraktur vor oder ist diese nicht verschoben, ist bei kleineren Zysten ein konservatives Vorgehen Zuwarten und/oder temporäre Ruhigstellung) möglich
- Liegt keine Fraktur vor oder ist diese nicht verschoben besprechen wir individuell das Vorgehen, wenn eine große Zyste vorliegt:
- Ist der Patient wenig aktiv Patient und bestehen große Ängste vor der OP und der Narkose, kann der Versuch der konservativen Behandlung gestartet werden.
- Handelt es sich um einen aktiven Patienten oder es bestehen große Sorgen, dass (erneut) eine Fraktur eintritt, empfehlen wir eindeutig die Osteosynthese (Stabilisierung des Knochens durch Metallimplantate) sowie eine zusätzliche Kombinationsbehandlung
- Liegt eine verschobene Fraktur vor, empfehlen wir ebenso die Osteosynthese + Kombinationsbehandlung
- Bei einer Calcaneus-Zyste ist für uns die Curettage (das Auskratzen der Zystenwand) und das Auffüllen die Therapie der Wahl.
Osteosynthese bei Knochenzysten
Hier hat sich beim Oberarm- bzw. beim Oberschenkelknochen die ESIN-Osteosynthese (= Elastisch Stabile Intramedulläre Nagelung) bewährt. Wegen der Belastung wird dies insgesamt häufiger am Femur durchgeführt. Oft können durch kleine Hautschnitte am körperfernen Oberschenkel bzw. Oberarm in Narkose elastische Nägel im Markraum bis über den Zystenbereich bzw. die Frakturzone geschoben werden und somit eine Übungsstabilität erzielt werden. Ziel ist hierbei, den jungen Patienten und ihrer Familie die sofortige Mobilisation zu ermöglichen und insgesamt die Rückkehr in einen normalen Alltag ohne Einschränkung in sportlicher und spielerischer Hinsicht zu beschleunigen. Gelingt es durch die weiteren Maßnahmen, die Zysten innerhalb von ca. 6 Monaten zum Ausheilen zu bringen, ist ebenso die Entfernung der Nägel mit relativ wenig Aufwand verbunden.
Curettage bei Knochenzysten
Entsprechend der Literaturauswertung ist das Auskratzen der Zystenwand ein wesentlicher Bestandteil der Behandlung. Ebenso wird das gewonnene Präparat zur pathologischen Untersuchung eingeschickt, um sicher die Gutartigkeit der Läsion zu bestätigen. Der Zugang wir immer auf ein Minimum beschränkt: durch eine Röntgenuntersuchung während der OP wird die genaue Lokalisation der Zyste bestimmt und dementsprechend der Hautschnitt nur so groß gewählt, dass durch eine ca. 1,5 x 1,5 cm groß Eröffnung des Knochens eine komplette Curettage und Auffüllung möglich ist.
Auffüllen der Knochenzysten / Knochenersatz
Zum Auffüllen von Knochenzysten existieren mittlerweile diverse industrielle Produkte. Möglich ist auch eine lokale Defektauffüllung durch eigenen Knochen (zum Beispiel aus dem Beckenkamm). Da letzteres jedoch oft sehr schmerzhaft ist und bei Kindern nicht immer genügend Material gewonnen werden kann, verwenden wir eine Ersatzmaterial, das sich mittlerweile bei vielen Patienten in unserer Kombinationsbehandlung mit einer Ausheilungsrate > 80% bewährt hat.
Eine neuere Alternative ist der Einsatz von „bioaktivem Glas“, welches bislang zu vielversprechenden Ergebnissen geführt hat.
Auffüllen der Knochenzysten / Verwendung von Wachstumsfaktoren
Um die Einheilung des eingesetzten Knochenersatzmaterials zu beschleunigen bzw. die Wahrscheinlichkeit der Ausheilung der Zyste zu erhöhen, benutzen wir körpereigene Wachstumsfaktoren. Hierzu wird dem Kind oder Jugendlichen in Narkose unter sterilen Bedingungen Blut entnommen und zentrifugiert. In einer der daraus gewonnenen Anteile befinden sich viele Blutplättchen, die wiederum vermehrt körpereigenen Wachstumsfaktoren enthalten. Dieser Anteil wird danach zusammen mit dem Knochenersatz in die kürettierte Knochenzyste eingebracht.
Als Trichterbrust oder Pectus excavatum wird die Deformität des vorderen Brustkorbs bezeichnet, bei der durch Veränderungen der Knorpelverbindung zwischen Brustbein (Sternum) und Rippen eine trichterförmige Veränderung auftritt. Meist stellt die Trichterbrust ein isoliertes Problem dar; seltener tritt es zusammen mit Erkrankungen wie der Wirbelsäule (Skoliose, Kyphose) oder im Rahmen von Syndromen auf (z.B. Marfan-Syndrom). Die genaue Ursache dieser angeborenen Erkrankung ist unklar; Jungen sind häufiger betroffen als Mädchen. Während des Wachstums in der Pubertät kommt es oft zu einer Zunahme des Trichters.
Symptome
- Eine Trichterbrust muss nicht unbedingt ein gesundheitliches Risiko darstellen. Bei ausgeprägteren Befunden klagen die Patienten mit Trichterbrust jedoch häufig über eine verminderte Leistungsfähigkeit. Wie Studien zeigen, kommt es nach einer erfolgreichen Korrektur oft zu einer Verbesserung der Herz- und Lungenfunktion.
- Zusätzlich können ausgeprägte Befunde für die betroffenen nicht nur ein kosmetisches, sondern auch ein großes psychisches Problem darstellen: typisch ist ein beeinträchtigtes Selbstwertgefühl, das bis zur sozialen Ausgrenzung führen kann.
Diagnostik
- Körperliche Untersuchung in unserer Spezial-Sprechstunde
- Interview mit unserer Kinder- und Jugendpsychologin zur Bewertung des Leidensdruckes, der gerade in der Pubertät ein großes Risiko darstellen kann
- Lungenfunktion: hiermit kann nachgewiesen werden, ob und inwieweit die Atmung durch die Trichterbrust eingeschränkt ist. Falls erforderlich, erfolgt diese Untersuchung unter Belastung
- EKG und eventuell eine Ultraschalluntersuchung des Herzens (Echokardiographie): hiermit können funktionelle Beeinträchtigungen des Herzens nachgewiesen werden.
- MRT (Magnetresonanztomographie) des Thorax: anhand der Schnittbilder werden die Organe des Brustkorbes ohne Strahlenbelastung abgebildet. Zudem wird der Haller-Index (Linie von der Innenseite der rechten zu den linken Rippen geteilt durch den kleinsten Abstand der Hinterkante des Brustbeins zur Wirbelsäule) berechnet; dieser ist bei Gesunden etwa 2,5 und je ausgeprägter die Trichterbrust, desto größer.
Therapie
Besteht anhand der Untersuchungen ein Behandlungsbedarf, stehen im Wesentlichen zwei Therapien zur Verfügung: die Saugglocken-Behandlung und die Operation. Welche Therapie sinnvoll und notwendig ist hängt vom Patientenalter und Patientenwunsch sowie vom Schweregrad der Trichterbrust ab. Eine Physiotherapie kann der Problematik entgegenwirken, beseitigt aber die Ursache nicht.
Saugglocke
Bei dieser Methode wird auf den Bereich des Trichters eine Saugglocke meist aus Silikon aufgesetzt und mittels eines Unterdrucks der Brustkorb angehoben. Entscheidend ist die tägliche Anwendung über einen längeren Zeitraum, die zu einer allmählichen Korrektur der Fehlstellung führt.
Operation
Ist eine Operation indiziert und vom Patienten und den Eltern gewünscht, bevorzugen wir Minimal-invasive Trichterbrustkorrektur (MIRPE) nach Nuss, die mittlerweile die am weitesten verbreitete Operationsmethode darstellt. Je nach Ausprägung und körperlicher Entwicklung führen wir sie frühestens ab 12 Jahren durch. Wird die OP zu früh durchgeführt, kann nach Metallentfernung nach 2-3 Jahren durch einen weiteren Wachstumsschub eine Rezidiv auftreten; bei Patienten über 20 Jahren ist die OP ebenfalls möglich, aber durch die abnehmende Elastizität des Brustkorbes etwas erschwert.
Bei der Operation wird zur größeren Sicherheit unter Kontrolle einer Brustkorbspiegelung (Thorakoskopie) rechts und links ein individuell vorgebogener Bügel unter den Trichterboden des Brustbeins geschoben und seitlich mehrfach an den Rippen fixiert. Dadurch wird der Trichter umgehend angehoben und im besten Fall eine physiologische Form des Thorax erreicht. Manchmal sind 2 Bügel erforderlich. Ein entscheidender Vorteil dieser Methode ist, dass die Hautschnitte mittig rechts und links liegen und somit auch durch die unter die Haut versenkte Naht nur wenig sichtbar ist. Im Gegensatz zu anderen Methoden (Rehbein, Ravitch) werden die Rippen und das Sternum nicht eröffnet.
Trotz der minimal-invasiv Operation ist meist eine längere und anfangs auch intensive Schmerztherapie (Analgesie) zur Schmerzkontrolle erforderlich. Daher erfolgt die Überwachung in den ersten 1-3 Tagen auf unserer Pädiatrischen Kinder-Intensivstation; weiterhin empfehlen wir einen direkt vor der OP gelegten Periduralkatheter, welcher effektiv und nebenwirkungsarm die Schmerzen kontrollieren kann. Im Verlauf von Tagen bis (sehr selten) Wochen nehmen diese Schmerzen kontinuierlich ab. Im Allgemeinen bleiben unsere Patienten für 5-7 Tage in der Klinik für Kinderchirurgie.
2-3 Jahre nach der Operation wird in einer zweiten Operation der Bügel bzw. die Bügel wieder entfernt. Zu diesem Zeitpunkt ist sicher davon auszugehen, dass die erzielte Korrektur knöchern stabilisiert worden ist und kein Rezidiv droht (siehe auch frühester sinnvoller Zeitpunkt der OP). Im Vergleich zur Korrektur-OP ist die Bügelentfernung meist ein kleinerer Eingriff bedarf keiner langen Erholungsphase.
Was sind die Risiken einer operativen Trichterbrustkorrektur?
- Das häufigste Problem nach minimal-invasiver Trichterbrustkorrektur sind die bereits erwähnten postoperativen Schmerzen, die durch konsequente intravenöse Analgesie (z.B. mittels patientenkontrollierter Schmerzpumpe) und einem Periduralkatheter gelindert werden
- Allgemeine Risiken sind sehr selten Wundheilungsstörungen oder Infektionen sowie die allgemeinen Risiken einer Vollnarkose
- Schwere Komplikationen wie Organverletzungen, beispielsweise des Herzens, sind extrem selten, werden jedoch mit Ihnen bzw. Ihrem Kind besprochen
- Durch Verkippung des Bügels ist ein Korrekturverlust möglich. Um dieses Risiko zu minimieren, werden unter thorakoskopischer Sicht sogfältig Nähte um die Rippen herum gelegt, die somit die Position des Bügels sichern
Wie geht es nach der Operation weiter?
Nach einer operativen Trichterbrustkorrektur empfehlen wir folgendes:
- Wundkontrollen (kein Entfernen des Nahtmaterials erforderlich)
- Gehen ohne Einschränkung möglich
- Kein Sport für 6 Wochen, danach 6 Wochen kein Kampf-/ oder Kontaktsport
- Je nach Verlauf Beginn mit Physiotherapie (individuelle Vorgaben)
- Ambulante Wiedervorstellung ca. 1 Woche nach Entlassung
- Weitere Untersuchungen incl. Röntgen nur bei Auffälligkeiten / Problemen
- Planung Bügelentfernung frühestens nach 2 Jahre mit Röntgen-Untersuchung
- Entfernung Bügel in Vollnarkose mit meist Überwachung bis zum Folgetag.
Was ist ein CRPS?
Das Komplexe Regionale Schmerzsyndrom (engl. CRPS - Complex Regional Pain Syndrome und früher auch Morbus Sudeck oder Sympathische Reflexdystrophie genannt) ist ein Krankheitsbild, bei dem es nach einer Verletzung oder Operation zu anhaltenden Schmerzen kommt. Neben diesen stehen reduzierte Beweglichkeit und eine gestörte Körperwahrnehmung im Vordergrund der Erkrankung. Die Schmerzen sind oft bereits in Ruhe vorhanden und verstärken sich bei Belastung. Zusätzlich treten an den betroffenen Körperteilen Schwellungen und Sensibilitätsstörungen auf. Die Hauttemperatur kann erhöht oder erniedrigt sein, ebenso können die Schweißbildung, Haar- und Nagelwachstum gestört sein.
Die Ursache des CRPS ist bis heute nicht vollständig geklärt. Es besteht vermutlich ein Zusammenspiel von entzündlichen und neurogenen (vom Nerv ausgehenden) Vorgängen, die eine Fehlsteuerung im Bereich des Gehirns und Rückenmarks verursachen.
Das CRPS ist eine meist chronisch verlaufende Erkrankung. Bei Kindern ist ein CRPS sehr selten und hat meist eine gute Prognose. Dennoch soll eine rasche Genesung angestrebt werden, weshalb die Krankheit möglichst schnell erkannt und angemessen behandelt werden soll.
Wie gehen wir vor?
Nach einem Trauma ist es zunächst unsere Aufgabe, Verletzungen der knöchernen Strukturen und der Weichteile (insbesondere Bänder, Sehnen und Muskeln) zu diagnostizieren oder diese auszuschließen. Bei vorheriger auswärtiger Behandlung und Diagnostik besprechen wir die Röntgenaufnahmen und MRT-Bilder erneut im Team. Bei chronischen Beschwerden im Bereich von Knochen und/oder Gelenken bei eher geringem angeschuldigtem Unfall muss auch an Differenzialdiagnosen wie Osteomyelitis (Knochenentzündung) oder eitrige bzw. rheumatoide Arthritis (Gelenkentzündung) gedacht werden.
Wie wird CRPS behandelt?
Eine rechtzeitige zielgerichtete Therapie ist notwendig, um eine Chronifizierung der Erkrankung vorzubeugen. Die Prognose hängt stark vom Behandlungsbeginn und dem Ausmaß der Erkrankung ab. Die Therapie erfordert eine Zusammenarbeit medizinischer, psychologischer, physio- und ergotherapeutischer Fachdisziplinen. Die fächerübergreifende Schmerztherapie steht im Vordergrund. Ziel der Therapie ist es, die Schmerzen zu bekämpfen und die Beweglichkeit zu verbessern.
Gemeinsam mit der Ambulanz für Schmerzmedizin der Klinik für Anästhesiologie und Operative Intensivmedizin am UKH Gemeinsam mit der Ambulanz unter der Leitung von Frau OÄ Dr. L. Flöther [Schmerz- & Palliativmedizin] führen wir interdisziplinär die Behandlung des CRPS bei Kindern durch. Ist eine stationäre Behandlung sinnvoll oder erforderlich, besteht eine enge Kooperation zu spezialisierten Kliniken.
Das Kniegelenk zählt zu den wenigen Gelenken, die im Kindes- und Jugendalter häufig Beschwerden verursachen können. Unter dem Oberbegriff Der anteriore Knieschmerz können hierfür verschiedene Erkrankungen ursächlich sein. Ein Teil von diesen ist durch eine veränderte Führung der Kniescheibe bedingt. Des Weiteren kann auch eine intensive sportliche Betätigung zu belastungsbedingten Beschwerden führen.
Bei Kindern ab dem 10. Lebensjahr und Jugendlichen kann das Knie von teilweise komplexen Verletzungen betroffen sein, wie Kreuzband- oder Meniskusverletzungen, die eine frühzeitige Abklärung und in vielen Fällen eine operative (arthroskopische) Therapie erfordern.
Wie führen bei Beschwerden und Verletzungen des Kniegelenks die komplette klinische und bildgebende Diagnostik durch, behandeln die Ursachen sowohl konservativ, als auch chirurgisch durch moderne arthroskopische Operationsverfahren und gewährleisten die mitunter langdauernde Nachbetreuung.
Im Perinatalzentrum des UKH versorgen wir in enger Kooperation mit der Abteilung für Neonatologie und Pädiatrische Intensivmedizin und der Universitäsklinik und Poliklinik für Geburtshilfe und Pränatalmedizin Neugeborene und Frühgeborene mit angeborenen Fehlbildungen und in akuten Notfallsituationen. Insbesondere Frühgeborene mit einem Geburtsgewicht unter 500g erfordern eine gut aufeinander abgestimmte interdisziplinäre Zusammenarbeit.
Bei angeborenen Fehlbildungen – die in vielen Fällen bereits vor der Geburt im Ultraschall festgestellt werden können – ist es wichtig, bereits zu diesem Zeitpunkt mit den Eltern über die zu erwartenden Probleme, vor allem aber auch über die Behandlungsmöglichkeiten zu sprechen. Die Kinder werden dann bereits von einem Team aus Neonatologen und Kinderchirurgen „erwartet“ und unmittelbar nach der Geburt gemeinsam auf der Neonatologischen Intensivstation betreut. Wenn durch die Kleinheit und Unreife der Patienten ein Transport in den Operationssaal mit einem erhöhten Risiko verbunden ist, operieren wir die Kinder auf der Intensivstation im Inkubator.
Viele Fehlbildung erfordern eine Betreuung und mitunter auch wiederholte chirurgische Eingriffe während der gesamten Kindheit und Adoleszenz. Diese Behandlung stellen wir sowohl im stationären Bereich, als auch ambulant in unserer Poliklinik sicher. Bis zum 16. Lebensjahr und darüber hinaus übernehmen wir die Nachsorge der Patienten, die bereits in den ersten Lebenstagen operiert werden mussten.
Im Einzelnen behandeln und operieren wir u.a. folgende angeborene Fehlbildungen:
- Offener Ductus arteriosus Botalli („Kurzschlussverbindung zwischen Aorta und Lungenkreislauf)
- Zwerchfelldefekte (angeborene Lücken im Zwerchfell, bei denen Bauchorgane in den Brustraum verlagert sind)
- Atresien und Lageanomalien im Verdauungstrakt, wie z.B. Ösophagusatresie, Dünndarmatresie und Analatresie (Fehlen der Durchgängigkeit von Speiseröhre, Darm oder Anus)
- Spaltbildungen und Hernien der Bauchwand, wie z.B. Laparoschisis, Omphalocele und Blasenekstrophie („Lücken“ in der Bauchwand, durch die Bauchorgane austreten können bzw. offen liegen)
- Aganglionose, Morbus Hirschsprung (Fehlen von Nervenzellen in der Darmwand)
- Lungenfehlbildungen
- Extremitätenfehlbildungen
Häufige akute Komplikationen in der Neugebornenperiode, die ein kinderchirurgisches Eingreifen erfordern, sind:
- Neugeborenenileus (Darmverschluss) durch Atresie oder Verdrehung des Darms
- Darmperforation (Ruptur der Darmwand besonders bei sehr unreifen Frühgeborenen) mit Nekrotisierender Enterokolitis (Entzündung des Darms mit Untergang des Gewebes)
Wir bieten das gesamte kinderurologische diagnostische und therapeutische Spektrum an.
Die Betreuung der Patienten erfolgt über die Spezialsprechstunde Kinderurologie.
Verantwortlicher:
OA Dr. med. Rüdiger Mund
Terminvereinbarung (0345 557 2075) Donnerstag von 9-13:00 Uhr,
in Ausnahmefällen nach Rücksprache auch andere Termine möglich.
Die Kinderurologie befasst sich mit der Diagnostik und Therapie aller Erkrankungen der harnableitenden Wege im Kindes- und Jugendalter. Hierzu zählen vor allem angeborene Fehlbildungen, die häufig auch die Nieren oder die Geschlechtsorgane betreffen. Aufgrund der engen embryologischen und anatomisch-funktionellen Beziehungen ist die zusammenfassende Bezeichnung Urogenitalsystem üblich.
Außerdem behandeln wir erworbene kinderurologische Erkrankungen und Entwicklungsverzögerungen, die zum Beispiel die Blasenentleerung betreffen (Enuresis, Harninkontinenz).
Da die Behandlung sowohl angeborener, als auch erworbener Erkrankungen des Urogenitalsystems oft in mehreren Schritten über einen längeren Zeitraum erforderlich ist, gewährleisten wir die Betreuung der Patienten von der vorgeburtlichen Therapieplanung an, über das gesamte Kindes- und Jugendalter hinweg bis zum 16. Lebensjahr, in einigen Fällen auch darüber hinaus.
Seit 2020 wird dem besonderen Stellenwert kinderurologischer Erkrankungen durch die Zusatzbezeichnung Spezielle Kinder- und Jugendurologie Rechnung getragen. Diese Zusatzbezeichnung können Urologen und Kinderchirurgen erwerben, die über langjährige Erfahrung in der Behandlung kinderurologischer Erkrankungen besitzen.
An unserer Klinik besitzen diese Zusatzqualifikation OA Dr. R. Mund und OA Dr. S. Höhne, die zugleich Mitglieder der Fach- und Prüfungskommission Spezielle Kinder- und Jugendurologie bei der Ärztekammer Sachsen-Anhalt sind.
Einleitung
Vaskuläre Anomalien werden nach der International Society for the Study of Vascular Anomalies (ISSVA) beruhend auf histologischen, klinischen und biologischen Grundlagen in vaskuläre Tumoren und vaskuläre Malformationen unterteilt. Bei den vaskulären Tumoren ist der häufigste Vertreter das kindliche Hämangiom, welches eine Endothelzellproliferation (Wachstum) aufweist und danach oft wieder eine Regression (Rückbildung) zeigt. Vaskuläre Malformationen sind anlagebedingte Entwicklungsfehler mit einem normalen Endothelzellumsatz. Es handelt sich dabei um angeborene Gefäßfehlbildungen, die nie zu einem spontanen Regress kommen und erst im Laufe des Lebens symptomatisch werden können. Sie werden je nach betroffener Gefäßart unterteilt in „low-flow“ (kapilläre, venöse, lymphatische Malformationen) und „high-flow“ (arterio-venöse Malformationen).
Die Universitätsklinik und Poliklinik für Kindertraumatologie und Kinderchirurgie versorgt als aktiver Bestandteil des Interdisziplinären Zentrums für Gefäßanomalien (IZG) am Universitätsklinikum Halle (Saale) Kinder und Jugendliche mit Gefäßanomalien ambulant und stationär. Hierbei arbeiten 10 verschiedene Fachkliniken eng interdisziplinär zusammen, jeder bringt sein spezialisiertes Wissen ein. Dies gilt sowohl für die exakte Diagnose als auch für das heute notwendige breite Spektrum an verschiedensten Therapieverfahren. Unser Angebot umfasst dabei medikamentöse, minimal-invasive interventionelle (LASER) und offen operative Therapien. Unsere Patienten werden im Rahmen einer interdisziplinären Fallkonferenz mit allen beteiligten Kliniken besprochen.
Für die Deutsche Gesellschaft für Kinderchirurgie ist Prof. Dr. med. Martin Kaiser federführend an der Erstellung der Leitlinie für Vaskuläre Malformationen beteiligt.
Diagnostik
Die individuelle, ausführliche Krankengeschichte in Kombination mit einer ausführlichen und fachkundigen klinischen Untersuchung sowie ggf. eine zusätzliche bildgebende Diagnostik sind essentiell für die exakte Einteilung der Gefäßanomalie und Voraussetzung für eine optimale Therapie. Ohne korrekte genaue Diagnose ist keine sinnvolle Beratung und Therapie möglich. Für die Bilddiagnostik stehen modernste Verfahren zur Verfügung (z.B. 3 Tesla MRT, biplanare Angiographie und Kontrastmittel-Ultraschall etc.).
Therapie
Abhängig von Art, Ausdehnung und Lokalisation der Erkrankung stehen verschiedene Behandlungsmethoden zur Verfügung. Viele Gefäßmalformationen können minimal-invasiv behandelt werden. Hierbei wird je nach Erkrankung, Ausdehnung und Vorbehandlung der Kinder und nach ausführlicher Aufklärung der Eltern die individuelle Therapie festgelegt, wobei neben der individuell erfolgversprechendsten Maßnahme die Behandlung mit dem geringsten Risiko ausgesucht werden kann.
A Konservativ
Speziell bei Hämangiomen („Blutschwämmchen“) ist nicht immer eine Therapie erforderlich („watch and wait“), da hier – insbesondere bei Säuglingen – diese wieder spontan verschwinden können. Bei dieser Entscheidung sind jedoch immer weitere Faktoren wie die Größe des Hämangioms und seine Dynamik bzw. bereits aufgetretenen Komplikationen zu berücksichtigen. Ein schnelles Flächen- oder Dickenwachstum (Hämangiom wächst schneller als das Kind) muss unbedingt verhindert werden, insbesondere wenn es sich um funktionell oder kosmetisch ungünstige Lokalisation wie Gesicht, Hals, behaarter Kopf, Anogenitalbereich, Hände und Füße handelt.
B Medikamentöse Therapie
Mittlerweile liegen sehr gute Erfahrungen mit Propranolol vor. Hierbei handelt es sich um einen Beta-Blocker, der üblicherweise zur Senkung von Bluthochdruck eingesetzt wird. Ein für unsere Patienten interessanter Nebeneffekt ist, dass es unter Gabe von Propranolol als Saft oder Tabletten sehr oft zu einer Verkleinerung oder gar dem Verschwinden von Hämangiomen kommt. Wegen der typischen Nebenwirkungen wie Blutdrucksenkung und verlangsamtem Puls wird nach Durchführung eines EKGs während eines kurzen stationären Aufenthaltes die Dosis in sehr kleinen Schritten gesteigert, so dass sich der Kreislauf des Kindes bis zum Erreichen der gewünschten Menge daran gewöhnen kann. Danach wird das Medikament meist gut vertragen; lediglich bei reduzierter Nahrungsaufnahme (z.B. bei Magen-Darm-Infekt) muss wegen der Gefahr einer Unterzuckerung pausiert werden.
C Kryotherapie (Kältetherapie)
Die Kontakt-Kryotherapie kann unter Einsatz von hautbetäubenden Pflastern ("Zauberpflaster"), wenn nötig auch mit zusätzlicher Sedierung, ambulant in der Sprechstunde erfolgen. Applikationssonden unterschiedlicher Größe, die mit einem speziellen Gerät auf - 32 °C gekühlt werden, werden wenige Sekunden auf die Oberfläche des Hämangioms gesetzt. Dies führt zu einer Zerstörung der Hämangiomzellen unter der Hautoberfläche.
D Lasertherapie
Die Lasertherapie kann sowohl bei oberflächlichen Gefäßfehlbildungen als auch bei Malformationen in der Körpertiefe zum Einsatz kommen, wobei wir den CO2-Laser oder den Neodym-YAG-Laser verwenden. Bei tiefliegenden Malformationen wird eine Punktionsnadel unter die Haut direkt an die Malformation gebracht und durch Laserlicht das Gewebe zerstört. Dies geschieht bei Kindern und Jugendlichen nahezu immer in Narkose. Es kommt danach zu einer lokalen Entzündungsreaktion und mittelfristig zu einer Abheilung des behandelten Areals. Öfters ist eine mehrfache Therapie erforderlich, wobei eine erneute Laseranwendung frühestens nach 4 Wochen wieder erfolgen sollte.
E Embolisationstherapie
Diese Therapie eignet sich besonders bei arterio-venösen Malformationen mit hohem Blutdurchfluss. Hierbei wird (in Narkose) die Malformation minimal-invasive über Gefäße und selektive Mikrokatheter aufgesucht und mit speziellen Materialien gezielt verschlossen. Wichtig ist hierbei, selektiv alle kleinen pathologischen Gefäßverbindungen zu verschließen und nicht nur die großen zuführenden Arterien. Meist sind auch hier mehrere Sitzungen notwendig. Das durch den Verschluss gezielt ausgeschaltete Gewebe kann im Verlauf gegebenenfalls operativ entfernt werden, um ein Wiederauftreten zu vermeiden. In Zusammenarbeit mit der Klinik für Radiologie (Prof. Dr. Dr. med. W. Wohlgemuth) werden Kombinationsbehandlungen in 1 Narkose durchgeführt
F Sklerosierungstherapie
„Sklerosieren“ heißt „verkleben“. Diese Behandlung wird bei venösen und lymphatischen Malformationen durchgeführt. Hierbei wird mittels Ultraschall über die Haut eine Punktionsnadel eingeführt, über die je nach Läsion spezielle Medikamente (Alkoholgel, Doxycyclin, Aethoxysklerol, OK-432) direkt in die Läsion injiziert werden. Sie führen zu einer lokalen Entzündungsreaktion und anschließend nach einigen Wochen zum „Verkleben“ der Gefäße. Diese Methode ist besonders schonend, muss jedoch ebenfalls gelegentlich mehrfach durchgeführt werden. Hier bevorzugen wir insbesondere bei so genannten großzystischen Lymphangiomen die Behandlung mit OK 432 (Picibanil®), da wir dabei die besten Erfahrungen gemacht haben. Mit Hilfe eines hochauflösenden Ultraschallgerätes gelingt es gezielt auch Zysten ab einer Größe von ca. 1 cm zu punktieren, was die Wirksamkeit der Maßnahme deutlich erhöht. Bei Kindern werden die Maßnahmen ebenfalls meistens in Narkose durchgeführt. Als Alternative bei mikrozystischen Malformationen steht in Kooperation mit der Klinik für Radiologie die BEST-Therapie zur Verfügung.
G Resektionsoperationen
Der Nachteil offen operativer Resektionen besteht neben der Narbenbildung darin, dass z.B. am Hals eine Verletzung von Begleitstrukturen (Nerven, Gefäße) möglich ist oder bei inkompletter Entfernung ein Rezidiv (Wiederauftreten) möglich ist. Somit versuchen wir dies, durch minimal-invasive Techniken zu vermeiden. Eine gute Indikation für eine operative Entfernung besteht jedoch bei Gefäßmalformationen, die vom umliegenden Gewebe abgegrenzt sind oder im Rahmen einer Kombinationsbehandlung, wenn zuvor die Gefäßfehlbildung mittels Embolisation oder Sklerosierungstherapie verschlossen wurde.
H KORREKTUREN AN DEN EXTREMITÄTEN
Insbesondere bei syndromalen Erkrankungen (z.B. Klippel-Treaunay-Syndrom, Proteus-Syndrom etc.) treten Vergrößerungen meist einer Extremität auf. In regelmäßigen Besprechungen unseres Zentrums für Vaskuläre Malformationen werden individuelle Therapiekonzepte wie Epiphyseodesen im Bereich des Kniegelenkes oder Verschmälerung eines hypertrophierten Fußes ausgearbeitet.
Kontakt/Sprechstunde
Universitätsklinik und Poliklinik für Kindertraumatologie und Kinderchirurgie
Sprechstunden
Mo, Di, Do, Fr 9.00 - 13.00
Mi 14.00 - 17.30
Tel.: +49 (345) 557-2075
Fax: +49 (345) 557-5758
Anschrift: Universitätsklinikum Halle (Saale), Ernst-Grube-Str. 40 in 06120 Halle
Internationale Patienten
Um uns optimal auf Ihren Fall vorzubereiten, benötigen wir zur Planung und vor der ersten Vorstellung verschiedene Unterlagen. Am besten senden Sie uns Kopien zu, die wir dann in Ihre Akte integrieren können. Nehmen Sie hierzu bitte Kontakt auf mit:
Frau Svatko
Tel.: +49 – 345557-2742 / FAX: +49-345557- 5072 / E-Mail: zhanna.svatko☉uk-halle.de
Erwünschte Unterlagen für die Vorbereitung und Sprechstunden / Ambulanztermine:
- Kopien bisheriger Vorbefunde aus Behandlungen und Diagnostik, zum Beispiel Arztbriefe, OP-Berichte vorheriger Eingriffe, Histologiebefund etc.
- Bildgebende Untersuchungen (MRTs, CTs, Angiographien, Sonographien o.ä.) wenn möglich auf CD, bitte vorher zusenden.
- Unser spezieller Eigen-Anamnese-Bogen und ein Fragebogen zur gesundheitsbezogenen Lebensqualität kann Ihnen vorher zugesandt werden
Angeborene und erworbene Funktionsstörungen des Verdauungstrakts und der harnableitenden Wege können nur dann erfolgreich behandelt werden, wenn zuvor eine gezielte Funktionsdiagnostik durchgeführt worden ist. Hierbei werden die physiologischen Abläufe, insbesondere die Transport- und Verschlussfunktion von Hohlorganen, untersucht. Zu diesen Organen gehören u.a. die Speiseröhre, der Enddarm und der Analsphinkter, die Harnblase und die Harnröhre. Diese sind jeweils wichtig für die Speicherung und den Transport von Nahrung, Darminhalt oder Urin. Störungen dieser Organfunktionen können zum Beispiel zu Ernährungs- und Atemwegsproblemen, Gedeihstörungen, chronischer Verstopfung oder Harn- und Stuhlinkontinenz führen. Funktionsdiagnostik ist ebenfalls notwendig, um operative Eingriffe an den genannten Organen zu planen und deren Ergebnis zu kontrollieren.