Akkumulation, Gesundheit und gesundheitliche Ungleichheiten. Die Bedeutung von Lebenslaufprozessen (SOEP II)
 

Projektleitung: Prof. Dr. Matthias Richter

Projektkoordination: Dr. Anja Knöchelmann

Projektmitarbeiter: Tobias Rähse

Laufzeit: 01.12.2020 – 30.11.2021

Förderer: Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG)

 

Hintergrund:

Das Wissen über die Ursachen gesundheitlicher Ungleichheiten ist noch immer begrenzt. Im Vorgängerprojekt „Die Erklärung gesundheitlicher Ungleichheiten im Erwachsenenalter. Eine Lebenslaufperspektive mit dem Sozioökonomischen Panel (SOEP)“ konnte nachgewiesen werden, dass die Lebenslaufperspektive substanziell zur Erklärung gesundheitlicher Ungleichheit beitragen kann. Dabei waren vor allem Akkumulationsprozesse, und damit die Aufsummierung von sozialer Benachteiligung, deutlich mit einer schlechteren Gesundheit im Erwachsenenalter assoziiert. Dieser Zusammenhang konnte vor allem für Beruf und Einkommen aufgezeigt werden. Offen blieb jedoch die Frage, ob sich dieser Effekt der Akkumulation auf die Gesundheit ebenso bei materiellen und psychosozialen Ressourcen und Belastungen im Lebenslauf zeigt, die sich bereits in Querschnittstudien als bedeutsam herausgestellt haben, oder ob sich diese längerfristig auch wieder ihrem vorherigen Niveau annähern kann (Adaption). Des Weiteren fehlt es bislang an Evidenz darüber, ob die Ansätze der Akkumulation bzw. Adaption bei vermittelnden Faktoren als konkurrierende oder sich ergänzende Prozesse im Lebenslauf wirken.

 

Ziele und Forschungsfragen:

Ziel des Projektes ist es, die Bedeutung von Adaptions- und Akkumulationsprozessen systematisch zu untersuchen, indem die Bedeutung materieller und psychosozialer Faktoren für die Erklärung gesundheitlicher Ungleichheiten im Längsschnitt analysiert wird. Dabei stehen vor allem folgende Forschungsfragen im Vordergrund:

Wie verändern sich die gesundheitlichen Auswirkungen der Exposition gegenüber materiellen und psychosozialen Faktoren mit der Expositionsdauer aus einer längsschnittlichen Perspektive?

Inwiefern variiert der relative Stellenwert von Akkumulations- und Adaptionsprozessen zwischen sozioökonomischen Statusgruppen und Lebensphasen und trägt so zur Erklärung gesundheitlicher Ungleichheiten bei?

Für die Analysen wird auf Daten des Sozio-Ökonomischen Panels (SOEP) der Jahre 1994 bis 2017 zurückgegriffen. Fixed Effects-Regressionen werden zur Analyse des Stellenwerts von Akkumulations- und Adaptionsprozessen bei der Erklärung gesundheitlicher Ungleichheit herangezogen. Durch die gleichzeitige Betrachtung von Lebenslaufprozessen und erklärenden Faktoren soll zur Schließung der derzeit noch existierenden Forschungslücke in der Betrachtung gesundheitlicher Ungleichheit im nationalen und internationalen Raum beigetragen und der weitere Ausbau einer interdisziplinären Lebenslaufepidemiologie unterstützt werden.