Rehabilitation ist neben Gesundheitsförderung, Prävention, Kuration und Langzeitversorgung eine von fünf zentralen Gesundheitsstrategien der Weltgesundheitsorganisation. Vor dem Hintergrund bevölkerungsgesundheitlicher Entwicklungen kommt ihr in der heutigen Zeit eine bedeutende Rolle zu, denn der demographische Wandel stellt unser Gesundheitssystem vor zentrale Herausforderungen. Eine alternde Bevölkerung, eine steigende Anzahl von Menschen mit chronischen Erkrankungen und eine im Sozialversicherungsprinzip des deutschen Gesundheitssystems begründete Notwendigkeit einer längeren Erwerbsarbeitszeit sind einige davon. Rehabilitative Leistungen können dabei eine relevante Strategie im Umgang mit diesen Herausforderungen darstellen. Schätzungen zufolge konnten 2019 ca. ein Drittel der Weltbevölkerung von Rehabilitationsleistungen profitieren1. Im Kern haben diese zum Ziel, die funktionale Gesundheit von Menschen mit Behinderung und von Behinderung bedrohten Menschen zu erhalten, zu verbessern bzw. zu optimieren. Im deutschen Kontext sind explizit die Förderung der Selbstbestimmung und Teilhabe am Leben in der Gesellschaft im neunten Gesetzbuch (SGB IX) als übergeordnete Zielsetzungen festgehalten. Im SGB IX werden unterschiedliche Arten von Leistungen unterschieden. Leistungen der medizinischen Rehabilitation dienen zum Beispiel dazu, Behinderungen sowie chronische Erkrankungen zu vermeiden bzw. einer Verschlechterung vorzubeugen und Beeinträchtigungen in den Bereichen der Erwerbsfähigkeit (Reha vor Rente) und Pflegebedürftigkeit (Reha vor Pflege) zu verhindern. Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben richten sich ausschließlich auf den Bereich der Erwerbsfähigkeit und sollen die Sicherung der Teilhabe am Arbeitsleben gewährleisten. Leistungen der sozialen Rehabilitation adressieren hingegen die gleichberechtigte Teilhabe von Menschen mit Beeinträchtigungen am Leben in der Gemeinschaft und reichen von Leistungen für den Wohnraum über heilpädagogische Leistungen bis hin zu Hilfsmitteln.
Das Feld der Rehabilitation ist damit durch eine Vielschichtigkeit und eine stetig wachsende Bedeutsamkeit gekennzeichnet. Um die Bedarfsgerechtigkeit und Evidenzbasierung von Rehabilitationsleistungen sicherzustellen, ist die wissenschaftliche Erforschung der rehabilitativen Versorgung von großer Relevanz. Das Institut für Rehabilitationsmedizin (IRM) hat diese zur Aufgabe und forscht im interdisziplinären Team zu rehabilitationswissenschaftlichen Fragestellungen. Zugleich bildet das IRM angehende Mediziner und Medizinerinnen sowie Studierende der Gesundheits- und Pflegewissenschaften im Rahmen rehabilitationsbezogener Lehre aus. Das übergeordnete Ziel des IRM ist es, einen Beitrag zur Optimierung der rehabilitativen Versorgung und zur Ausbildung von im Gesundheitswesen Tätigen zu leisten.
Wir laden Sie herzlich ein, sich einen Überblick über unser Leistungsspektrum und unsere Forschungs- sowie Lehraktivitäten zu verschaffen.
1Cieza, A., Causey, K., Kamenov, K., Hanson, S. W., Chatterji, S. & Vos, T. (2020). Global estimates of the need for rehabilitation based on the Global Burden of Disease study 2019: a systematic analysis for the Global Burden of Disease Study 2019. In: The Lancet, 396 (10267), S. 2006–2017.