Stillbeziehungen im Blick: Still-AG in der Geburtshilfe der Universitätsmedizin Halle sichert Qualität der Beratung
Stillen ist die natürliche Form der Babyernährung – doch nicht immer gelingt es ohne Probleme. Eine einfühlsame und professionelle Hilfe ist in diesen Fällen sehr wichtig, denn Stillprobleme können mitunter schwerwiegende Folgen für die körperliche und psychische Gesundheit der jungen Mutter haben. An der Universitätsmedizin Halle gibt es daher eine Arbeitsgruppe, die das Thema Stillen in den Blick nimmt. Im Zentrum steht eine interne Stillfortbildung für alle Mitarbeitenden der Universitätsklinik und Poliklinik für Geburtshilfe und Pränatalmedizin. So soll eine Wissensgrundlage geschaffen werden, die eine einheitliche und konstante Betreuung der Wöchnerinnen im Stillprozess sicherstellt.
Das Thema Stillen macht einen großen Teil der Hebammenausbildung aus, doch nicht jede Hebamme kann als Still- und Laktationsberaterin arbeiten. Hierfür ist eine Zusatzqualifikation notwendig. An der Universitätsmedizin Halle gibt es aktuell drei ausgebildete Still- und Laktationsberaterinnen und eine angehende Fachkraft. „Doch der Beratungsbedarf ist deutlich höher“, sagt Nicole Rostalski, Pflegerische Bereichsleitung in der Universitätsklinik und Poliklinik für Geburtshilfe und Pränatalmedizin. So entstand die Idee, eine Still-AG zu gründen und das vorhandene Wissen zu bündeln. Mit einer internen Fortbildung für alle Mitarbeitenden der Geburtshilfe soll dieses Wissen nun breiter gestreut werden.
„Gerade nach der Geburt ihres ersten Kindes sind frischgebackene Mütter beim Stillen oft unsicher. Hier unterstützen wir als Fachkräfte tatkräftig“, sagt Hebamme Laura Albertz. „Mit unseren Fortbildungen möchten wir das gesamte Team befähigen, Hilfestellung zu geben und den Familienstart zu erleichtern, ohne dass Unsicherheiten und Widersprüche entstehen“, sagt die Fachführende Pflegeexpertin Nicole Reinsperger, Leiterin der Still-AG. Das Angebot käme im Team sehr gut an, erzählt Laura Albertz. „Erste positive Veränderungen sind bereits erkennbar, etwa wenn Kolleginnen von Erfolgserlebnissen in der Begleitung von Stillbeziehungen erzählen.“
In der Fortbildung lernen Hebammen, Ärzt:innen und Pflegefachkräfte alles über die Bedeutung des Stillens und der Muttermilch, über das Führen von Aufklärungsgesprächen und das Begleiten bei Stillproblemen, insbesondere bei wunden Brustwarzen, Milchstau oder einer Brustentzündung, die schnell gefährlich werden kann. Die Kursteilnehmenden erfahren alles über die Bedeutung von Kolostrum, der ersten Muttermilch, das schon vor der Geburt per Hand gewonnen und gesammelt werden kann. Und sie lernen, wie sie den Abstillprozess unterstützen können, wenn eine Frau sich entschieden hat, nicht zu stillen.
„Es ist uns als Team ein zentrales Anliegen, dass wir uns intensiv mit dem Thema Stillen beschäftigen“, sagt Prof. Dr. Stephanie Wallwiener, kommissarische Klinikleitung und selbst Still- und Laktationsberaterin. „Initiativen wie diese zeigen, dass wir uns als Team stets weiterentwickeln und Prozesse optimieren möchten, damit Familien bei uns bestens versorgt sind.“