Versorgungslücke geschlossen: Universitätsmedizin Halle setzt als einziges Klinikum in Sachsen-Anhalt ECMO-Therapie in der intensivmedizinischen Versorgung von Kindern ein
Bei einem Lungenversagen nach schweren Verletzungen oder Erkrankungen ist der Einsatz eines venovenösen ECMO-Systems eine lebensnotwendige Therapie. Außerhalb des Körpers übernimmt in diesem Fall das ECMO-Gerät die Funktion der Lunge bis diese sich erholt hat und die Patient:innen wieder selbstständig atmen können. Da diese Therapie in der Kindermedizin besonders herausfordernd ist, wird sie deutschlandweit nur an sehr wenigen Standorten durchgeführt. Bisher mussten junge Patient:innen aus Halle (Saale) oft weit verlegt werden, obwohl Zeit ein wichtiger Faktor für eine erfolgreiche Behandlung ist. Die Abteilung für Neonatologie und Pädiatrische Intensivmedizin der Universitätsmedizin Halle hat erstmals erfolgreich eine ECMO-Therapie bei einem Kleinkind eingesetzt und ist das einzige Klinikum in Sachsen-Anhalt mit diesem intensivmedizinischen Versorgungsangebot in der Pädiatrie.
Je jünger und kleiner die Patient:innen, umso höher das Risiko bei einer ECMO-Therapie. „Der Einsatz ist schwieriger, weil bei Kindern natürlich alles kleiner ist, wir entsprechend kleinere Katheter und ein geringeres Volumen benötigen als bei Erwachsenen“, erklärt Dr. Michael Schneck, Facharzt für pädiatrische Intensivmedizin. „Gleichzeitig sind die Geräte nicht speziell für Kinder ausgelegt, nur einzelne Bauteile können für den Einsatz in der Pädiatrie angepasst werden. Die Gefahr von Komplikationen durch Blutungen und Gerinnungsstörungen ist besonders hoch.“
Um eine ECMO-Therapie in der Kinderintensivmedizin durchführen zu können, ist ein großes Expert:innenteam notwendig. Neben Fachärzt:innen der pädiatrischen Intensivmedizin, der Gefäßchirurgie sowie der Kardiotechnik, braucht es auch geschultes Personal in der Pflege. Gerade bei Kindern ist der Einsatz eines ECMO-Systems eine äußerst betreuungs- sowie zeitintensive Therapie. „Das Management einer solchen Behandlung ist besonders herausfordernd und nicht mit der Versorgung von Erwachsenen vergleichbar“, weiß Dr. Michael Schneck. „Die Gefahr bei kleineren Kindern ist immer, dass sie sich Zugänge aus Versehen entfernen, was sehr schnell lebensbedrohlich werden kann. Deswegen werden junge Patient:innen rund um die Uhr in einer Eins-zu-eins-Betreuung von unseren Fachpflegekräften versorgt.“
„Solch eine hochspezialisierte Therapie ist immer eine Teamleistung – von Anfang an. Ungefähr ein Jahr lang hat sich das gesamte Team auf den erstmaligen Einsatz des ECMO-Systems auf unserer Kinderintensivstation vorbereitet“, berichtet Prof. Dr. Roland Haase, Direktor der Universitätsklinik und Poliklinik für Pädiatrie II. „Dabei haben wir von wichtigen Erfahrungen unserer Mitarbeitenden profitiert, die sie einbringen. Unterstützt haben uns auch die Kolleg:innen der Kardiotechnik des Mitteldeutschen Herzzentrums, die eine hohe Expertise im Bereich ECMO-Therapie vorweisen können, und natürlich gab es im Vorfeld einen intensiven Austausch mit Fachkolleg:innen anderer Universitätsklinika.“
Nur wenige medizinische Zentren in Deutschland sind in der Lage ein ECMO-Therapieangebot in der Pädiatrie bereitzustellen. „Um die optimale Versorgung von Kindern und Jugendlichen auch bei schwersten Erkrankungen sicherzustellen und bei Verlegungen keine Zeit zu verlieren, braucht es eine wohnortnahe Hochleistungsmedizin“, sagt Prof. Haase. „Mit der wichtigen Erweiterung unseres kinderintensivmedizinischen Leistungsspektrums werden wir unserer Verantwortung als universitärer Maximalversorger gerecht und schließen eine kritische Versorgungslücke in Mitteldeutschland für die jüngsten Patient:innen.“