Trainieren für den Ernstfall: Universitätsmedizin Halle nutzt Frühgeborenensimulator „Paul“
Frühgeborene Kinder benötigen beim Start ins Leben häufig medizinische Unterstützung. Da sich die ersten Minuten nach der Geburt auf das ganze Leben eines Menschen auswirken können, muss in der Frühgeborenenversorgung jeder Handgriff sitzen. Um für den Ernstfall optimal vorbereitet zu sein, führt das Team der Abteilung für Neonatologie und Pädiatrische Intensivmedizin der Universitätsmedizin Halle regelmäßig Simulationstrainings durch. Hierbei wird es seit April von Frühgeborenensimulator „Paul“ unterstützt.
„Wir sind fest davon überzeugt, dass regelmäßige Simulationstrainings der Schlüssel zu Qualität und Sicherheit in der Erstversorgung von Neugeborenen sind“, sagt Kathleen Parthey, Oberärztin in der Abteilung für Neonatologie und Pädiatrische Intensivmedizin der Universitätsmedizin Halle.
„Paul“ ist der weltweit kleinste Patient:innensimulator. Ein Team aus Neonatolog:innen, neonatologischen Pflegefachkräften und Simulationstrainer:innen sowie Special-Effects-Designer:innen entwickelte den Simulator auf Basis von echten MRT-Daten, um die innere und äußere Anatomie eines 27 Wochen alten Frühgeborenen so realistisch wie möglich abzubilden. Der Simulator ist eine Kombination aus Mechanik, Sensorik und intuitiver Steuerung. Mithilfe eines 3-D-Druckverfahrens wurde ein realistischer Nachbau der Atemwege für Trainings entwickelt. „Pauls“ Brustkorb hebt und senkt sich beim Atmen, der Simulator verfügt über einen tastbaren Puls und zeigt bei maschineller Beatmung realistische Werte, die die Behandelnden auf dem Patient:innenmonitor überwachen können. Bekommt er zu wenig Sauerstoff, färbt sich seine Haut blau. Zudem kann „Paul“ durch Laute wie zum Beispiel Stöhnen auf Atemnot reagieren und so auf seinen Gesundheitszustand aufmerksam machen.
„Wie weich oder wie widerständig ist die Lunge? Wie viele Milliliter Luft muss ich zuführen? Wie viel Druck muss ich bei der Herzdruckmassage aufbringen? Durch die Reaktionen des Simulators bekommen die behandelnden Kolleg:innen ein direktes Feedback und können sofort nachjustieren. Dieses qualitativ hochwertige Training ist für uns sehr wertvoll, denn in der Erstversorgung von Frühgeborenen müssen schnell und sicher fundierte Entscheidungen getroffen werden. Hier geht es oft um Sekunden“, so Kathleen Parthey.
An den regelmäßigen Simulationstrainings nehmen alle Berufsgruppen teil, die an der Universitätsmedizin Halle in die Versorgung von Frühgeborenen involviert sind: Hebammen, Pflegefachkräfte und Ärzt:innen der Kinderheilkunde und der Geburtshilfe. Zudem sind Kooperationen mit anderen Krankenhäusern in Sachsen-Anhalt geplant.
„Im Bereich der Neonatologie und der Pädiatrischen Intensivmedizin verfügen wir als Universitätsmedizin Halle über eine langjährige Expertise. Mithilfe der hervorragenden Aus- und Weiterbildung unserer Mitarbeitenden gelingt es uns, diese auf hohem Niveau aufrechtzuerhalten und die medizinische Versorgung von Kindern und Jugendlichen im südlichen Sachsen-Anhalt langfristig sicherzustellen“, betont Prof. Dr. Roland Haase, Direktor der Universitätsklinik und Poliklinik für Pädiatrie II der Universitätsmedizin Halle.