Ukraine-Hilfe: Universitätsmedizin Halle behandelt junge Krebspatienten aus einem evakuierten Kinderkrankenhaus in Kiew
Vier lange Tage waren Olena und ihr 16 Monate alter Sohn Misha mit Zug, Bus und Krankentransport unterwegs, bis sie Mittwochnacht sicher im Universitätsklinikum Halle angekommen sind. Bei Misha wurde Anfang des Jahres eine Langerhanszell-Histiozytose diagnostiziert. Um wieder gesund zu werden, braucht er eine Chemotherapie. Doch dann bricht in der Ukraine der Krieg aus.
Seit zwei Wochen befanden sich Mutter und Sohn, die ursprünglich aus der 200.000 Einwohner großen Stadt Bila Zwerka, zwei Autostunden südlich von Kiew stammen, im Kinderkrankenhaus der ukrainischen Hauptstadt. Nach den ersten Kriegstagen ziehen Olena und Misha vorerst in den Keller des Klinikums, um vor möglichen Luftangriffen geschützt zu sein und dennoch die Behandlung fortsetzen zu können. Nach zwei Wochen beschließt die Krankenhausleitung, die kleinen Patient*innen und ihre Mütter aus Kiew zu evakuieren. Mit dem Zug ging es nachts über das weiter westlich gelegene Lwiw zur ukrainisch-polnischen Grenze. Von dort organisierte die Gesellschaft für Pädiatrische Onkologie und Hämatologie (GPOH) die Weiterreise nach Cottbus und schließlich nach Halle. Hier sind sie nicht nur in Sicherheit, Misha kann in der Universitätsklinik und Poliklinik für Pädiatrie I der Universitätsmedizin Halle auch seine lebensnotwendige Krebstherapie abschließen.
Zurücklassen musste Olena ihren sieben Jahre alten Sohn und ihren Ehemann. „Unser Haus hat einen Keller, da sind sie geschützt. Sie haben Wasser, Strom und Internet, damit mein Sohn trotz der geschlossenen Schule weiter am Unterricht teilnehmen kann“, erzählt sie. Solange sie regelmäßig von ihnen hört, sei alles in Ordnung. Schwieriger wären Momente, wenn länger keine Nachricht von zuhause ankommt. Der Ehemann ist Polizist, Olena arbeitete als Juristin in der Kommunalverwaltung, bis sie für die Therapie von Misha freigestellt wurde. Die Ukraine zu verlassen, steht für Olenas Mann nicht zur Debatte. Er will helfen, sein Land gegen Russland zu verteidigen. „Es ist nicht einfach, nicht in der Ukraine bei meiner Familie zu sein“, sagt Olena. „Aber es ist wichtig, dass Misha seine Chemotherapie bekommt und wieder gesund wird.“
Helfen will sie dennoch. Sie sei ein „Internet-Warrior“ geworden, sagt sie. Postet auf Social-Media-Plattformen über den Krieg, hilft in WhatsApp-Gruppen das zu organisieren, was an vielen Stellen in der Ukraine fehlt. „Ich wünsche mir, dass dieser Krieg so schnell wie möglich beendet wird und es dann noch ein Zuhause gibt, in das wir zurückkehren können.“
Die Universitätsmedizin Halle versucht, für Olena und ihren kleinen Sohn in den kommenden Tagen eine Unterkunft in Halle zu finden, dann kann Misha seine Therapie ambulant fortsetzten. Außer Olena sind am vergangenen Mittwoch noch zwei weitere Mütter mit ihren Söhnen in Halle angekommen, die im Universitätsklinikum behandelt werden.
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