„Kindermedizin - für mich der goldrichtige Weg“: Prof. Simone Hettmer ist neue Professorin für Pädiatrische Onkologie an der Universitätsmedizin Halle
Prof. Dr. Simone Hettmer ist Expertin für Kindermedizin und Onkologie und erforscht Sarkome, bösartige Tumore, bei denen das Bindegewebe, die Muskeln oder das Fettgewebe betroffen sind, und genetische Risikofaktoren, die zu deren Entstehung beitragen. Zum 1. März 2024 ist sie als Professorin für Pädiatrische Onkologie an die Medizinische Fakultät der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) berufen worden. Damit ist auch die Leitung der Universitätsklinik und Poliklinik für Pädiatrie I an der Universitätsmedizin Halle verbunden.
„Bereits zu Beginn meines Studiums wollte ich Kinderärztin sein. An meinem ersten Tag auf einer pädiatrischen Station wusste ich, dass dieser Weg für mich goldrichtig ist. Es folgten mehrere Ausbildungsphasen, die mich geprägt haben und für die ich sehr dankbar bin. Im klinischen Alltag ist es mir wichtig, aufmerksam zu sein für Impulse und Fragen, die ich aufgreifen kann, um die Gesundheit meiner jungen Patient:innen durch effektive Forschung und eine zügige Umsetzung in die Praxis zu verbessern“, erklärt die 51-jährige. Für den Transfer vielversprechender Ansätze in die Anwendung will sie frühe klinische Studien im Gebiet der Kinder- und Jugendmedizin stärken und neue auf den Weg bringen.
In der Pädiatrie I der Universitätsmedizin Halle fließen verschiedenste Fachbereiche zusammen, die sich etwa mit Erkrankungen des Stoffwechsels, Hormonhaushalts oder des Nervensystems befassen. Die Expertise von Simone Hettmer liegt im Bereich der Blut- und Krebserkrankungen des Kindes- und Jugendalters sowie der Pädiatrischen Stammzelltransplantation, die sie gemeinsam mit anderen Fachbereichen im Landeszentrum für Zell- und Gentherapie des Universitätsklinikums Halle (Saale) ausbauen möchte. Besondere Erfahrung hat sie bei der Behandlung und Erforschung von Sarkomen. Diese Tumore treten insgesamt selten auf - in jungen Jahren aber überdurchschnittlich häufig. „Ein Ziel meiner Forschung ist es, neue Sarkomtherapien verfügbar zu machen. Dafür lassen sich womöglich bereits existierende Wirkstoffe einsetzen, die bei anderen Erkrankungen genutzt werden, aber auch auf Sarkome wirken.“ Außerdem möchte sie herausfinden, welche Patient:innen eine genetische Veranlagung zur Entwicklung von Sarkomen tragen. „Damit wir zukünftig mehr über eine mögliche Sarkomveranlagung wissen, sehen wir uns Menschen an, die als Kinder, Jugendliche oder junge Erwachsene daran erkrankt sind. Anhand von Blutproben analysieren wir etwa 100 Gene, die im Verdacht stehen, Sarkome auszulösen“, so die Kindermedizinerin.
„In der Kinder- und Jugendmedizin sind die Möglichkeiten zur Behandlung vieler Erkrankungen bereits sehr gut, weshalb wir vielen kleinen Patient:innen zu einem gesunden Weiterleben verhelfen können. Wir betreuen und begleiten dabei immer die gesamte Familie als soziale Einheit, in der das Kind verwurzelt ist. Eltern und Familien kennen ihre Kinder am besten und sind während der Behandlung unentbehrlich. Wir achten auch sehr darauf, dass die Kinder möglichst weiter gefördert und geschult werden, damit sie sich trotz ihrer gesundheitlichen Herausforderungen weiterentwickeln können“, beschreibt sie einen besonders wichtigen Aspekt aus der Pädiatrie.
Simone Hettmer studierte Humanmedizin an der Eberhard Karls Universität Tübingen und wurde 1999 promoviert, bevor sie als Ärztin in Ausbildung an der Universität Bonn tätig war. Mit einem Stipendium der Deutschen Kinderkrebsstiftung wechselte sie 2001 zuerst nach Washington, D.C. (USA), wo sie gefördert über zwei Jahre im Labor forschte. Seit 2003 war sie an der Harvard Universität und deren Lehrkrankenhäusern, dem Massachusetts General Hospital sowie dem Dana-Farber/Boston Children's Cancer and Blood Disorders Center, klinisch und wissenschaftlich tätig. Sie erlangte 2006 die amerikanische und 2009 die deutsche Facharztanerkennung und spezialisierte sich 2011 im Bereich Pädiatrische Hämatologie/Onkologie. 2014 kehrte sie zurück nach Deutschland und arbeitete als Oberärztin im Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin am Universitätsklinikum Freiburg. Dort habilitierte sie sich 2016 und erhielt die Lehrbefugnis für das Fach Kinder- und Jugendmedizin.
Prof. Dr. Heike Kielstein, Dekanin der Medizinischen Fakultät der MLU, betont: „Prof. Dr. Simone Hettmer ist eine ausgewiesene Spitzenmedizinerin und Wissenschaftlerin im Bereich der Kindermedizin mit einem beachtlichen Erfahrungsschatz und internationaler Erfahrung. Wir freuen uns, sie als neue Leitung des Lehrstuhls und für die Klinik für Pädiatrie I gewonnen zu haben. Ihre Berufung wird unsere onkologische Forschung und die fachübergreifende Zusammenarbeit mit der Inneren Medizin, Chirurgie und Strahlentherapie für das südliche Sachsen-Anhalt, bundesweit und international stärken.“