Schneller sein als der Krebs: Zur Bedeutung von Vorsorge und Früherkennung in der Gynäkologie
Je früher eine Krebserkrankung entdeckt wird, desto besser: Das gilt auch und insbesondere für Brustkrebs, die häufigste Krebserkrankung bei Frauen. Den Weltkrebstag am 4. Februar nehmen wir wie die Deutsche Krebshilfe zum Anlass, um auf die große Bedeutung von Prävention und Früherkennung insbesondere im Bereich der Gynäkologie hinzuweisen. Hierfür haben wir mit Dr. Regina Große, Leiterin des Brustzentrums der Universitätsmedizin Halle, gesprochen.
Wer regelmäßig zur Krebsvorsorgeuntersuchung bei der Gynäkologin geht, kennt den Pap-Abstrich oder das Abtasten der Brust. Warum ist es so wichtig, dass Frauen dieses Untersuchungsangebot regelmäßig wahrnehmen?
Dr. Regina Große: Krebsvorsorge spielt insbesondere im Falle der Vermeidung von Gebärmutterhalskrebs eine große Rolle. Sie haben die Krebsvorsorgeuntersuchungen beim Frauenarztbesuch bereits angesprochen.
Wenn im Abstrich des Muttermundes und des Gebärmutterhalses fragwürdige Zellen festgestellt werden, finden weitere Untersuchungen statt, oft in einer speziellen Dysplasie-Sprechstunde. Der Muttermund wird genauer untersucht und ggf. eine Gewebeprobe entnommen. So können etwa Krebsvorstufen erkannt werden und durch eine kegelförmige Gewebsentnahme am Gebärmutterhals (Konisation) sehr zuverlässig entfernt werden. Das ist eine echte Krebsvermeidungsstrategie, also Vorsorge. Auch an unserer Universitätsklinik und Poliklinik für Gynäkologie bieten wir diese Spezialsprechstunde an.
Welche weiteren vorbeugenden Maßnahmen gibt es?
Seit vielen Jahren wird eine prophylaktische Impfung angeboten, um die Infektion mit dem Humanen Papilloma Virus (oder HPV) zu vermeiden. Das Virus ist die Ursache für die Entstehung von Gebärmutterhalskrebs und wird im Wesentlichen durch Geschlechtsverkehr übertragen. Die STIKO empfiehlt daher die HPV-Impfung für Kinder ab dem Alter von neun Jahren, idealerweise vor der Aufnahme von sexueller Aktivität.
Darüber hinaus gibt es die Früherkennung, z.B. für Brustkrebs. Fällt das auch unter „Vorsorge“?
Früherkennung ist keine Vermeidungsstrategie. Die Früherkennung dient vielmehr der Erkennung von Krebsvorstufen oder Frühformen, um Patient:innen frühzeitig einer Therapie zuzuführen. Ein gutes Beispiel für eine Früherkennungsuntersuchung ist die Mammographie. In der Mammographie können auch sehr kleine Veränderungen der Brustdrüse festgestellt werden. Diese sind meist nicht tastbar.
Was passiert, wenn bei der Mammographie Veränderungen festgestellt werden?
Durch eine gezielte Gewebeprobe in örtlicher Betäubung (Stanzbiopsie) kann dann untersucht werden, worum es sich bei diesen Veränderungen handelt. Falls eine Brustkrebsvorstufe oder gar früher Brustkrebs (unter 2 Zentimetern) entdeckt wird, sind diese meist sehr gut zu behandeln und haben eine hervorragende Heilungschance.
In unserem zertifizierten Brustzentrum diagnostizieren und behandeln wir viele Frauen, die durch eine Früherkennungsuntersuchung die Diagnose eines frühen Brustkrebses erhalten haben.
Ab wann wird die regelmäßige Mammographie empfohlen?
Es gibt das Mammographie-Screening-Programm für Frauen zwischen 50 und 70 Jahren. Hier haben Frauen, die nicht aus anderen Gründen bereits regelmäßige Früherkennungsuntersuchungen der Brust erhalten, alle zwei Jahre die Möglichkeit einer Mammographie und weiterer Abklärung, falls ein verdächtiger Befund festgestellt wird. Hierzu erhalten alle berechtigten Frauen eine schriftliche Einladung von der zentralen Stelle des Programms.
Die Abklärung verdächtiger Befunde erfolgt zum Teil auch in unserer Universitätsklinik und Poliklinik für Radiologie.
Im Übrigen ist auch die regelmäßige Selbstuntersuchung der Brust – Ansehen und Abtasten – einmal im Monat eine wichtige Maßnahme. Frauen vor den Wechseljahren sollten diese Untersuchung am besten gleich nach der Regelblutung durchführen.
Welche Rolle spielt die familiäre Vorbelastung hinsichtlich des Risikos, an einer der bereits genannten Krebsarten zu erkranken?
Eine Häufung von Krebsfällen in der Familie sollte immer aufmerksam machen.
Brustkrebs ist eine sehr häufige Krebserkrankung mit einer aktuellen Inzidenz von fast 115 pro 100.000 Frauen. Eierstockkrebs hat eine recht niedrige Inzidenz: 6,5 Erkrankungen pro 100.000 Frauen.
Beide Krebserkrankungen können familiär gehäuft vorkommen. Es sind genetische Mutationen bekannt, die zu einem erhöhten bis sehr hohen Risiko für Brustkrebs und auch für Eierstockkrebs führen.
In unserem Zentrum für familiären Brust- und Eierstockkrebs (FBREK) beraten wir Familien mit einer Häufung von Brust- und/oder Eierstockkrebs und führen sie, sofern erforderlich, einer genetischen Untersuchung zu.
Was passiert, wenn ein erhöhtes familiäres Risiko festgestellt wird?
Falls eine genetische Mutation mit einem erhöhten Risiko für Brust- und/oder Eierstockkrebs festgestellt wird, werden intensivierte Früherkennungsuntersuchungen für Brustkrebs angeboten. Betroffene Frauen haben die Möglichkeit, sich die Brustdrüsen entfernen lassen, um ihr Brustkrebsrisiko maximal zur reduzieren. Dies kann unter Erhalt der Brusthaut erfolgen, sodass eine Brust-Rekonstruktion, z.B. mit Silikonimplantaten, erfolgen kann.
Für Eierstockkrebs gibt es keine Möglichkeit der Früherkennung. Eierstockkrebs wird leider oft erst in einem fortgeschrittenen Stadium erkannt. Daher wird Frauen mit einer entsprechenden genetischen Mutation empfohlen, die Eierstöcke und Eileiter entfernen zu lassen, um das Risiko für Eierstockkrebs zu reduzieren.
Für Gebärmutterkrebs gibt es leider auch keine zuverlässige Früherkennungsuntersuchung. Neu aufgetretene vaginale Blutungen nach den Wechseljahren können aber ein frühes Zeichen hierfür sein und sollten unbedingt frauenärztlich abgeklärt werden.