Rehabilitations-Symposium bringt Wissenschaft in den Fokus und in die Praxis
„Die Rehabilitationsforschung soll und kann nicht im Elfenbeinturm stattfinden“, sagt Prof. Dr. Wilfried Mau, Direktor des Instituts für Rehabilitationsmedizin der Medizinischen Fakultät der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Der Austausch mit und zwischen Kostenträgern und Chefärztinnen und -ärzten sei daher essenziell und eines der Ziele des „Rehabilitationswissenschaftlichen Symposiums“, das am 30. Oktober 2020 von 10 bis 15 Uhr in Halle stattfindet. Die Veranstaltung richtet sich an Forschende, Medizinerinnen und Mediziner sowie Vertreter von Kostenträgern und findet in diesem Jahr aufgrund der Corona-Pandemie hauptsächlich digital statt.
„Wir liefern wissenschaftlichen Daten als Substanz und benennen die Schwachstellen im aktuellen System, um eine Verbesserung in der Versorgung anzustoßen“, so Mau. Insbesondere die Krankenkassen seien bisher sehr zurückhaltend hinsichtlich der Reha-Forschung, aber das ändere sich langsam. „Es setzt sich nach und nach das Bewusstsein durch, welche wichtige Rolle der Rehabilitation zukommt. Sie kann eine Vermeidung oder Verminderung eines Pflegebedarfs bewirken und die selbstbestimmte Teilhabe in allen Lebensbereichen fördern“, erklärt Mau. Rehabilitation könne dazu beitragen, dass andere medizinische und pflegerische Maßnahmen nicht oder in geringerem Umfang nötig werden und dadurch auch Kosten eingespart beziehungsweise das Sozialsystem weniger belastet werden, wenn Betroffene beispielsweise wieder in den Arbeitsmarkt integriert werden oder länger selbstständig leben können. Zu den Konsequenzen gehöre deshalb, dass Gutachterinnen und Gutachter bei Anträgen auf Pflegeleistungen mittlerweile eine Reha-Indikation prüfen müssen und diese intensiver ansprechen, so der Rehabilitationswissenschaftler.
Das Spannungsfeld und die Chancen zwischen Rehabilitationsforschung und Praxis aufzuzeigen, hat sich der Impulsvortrag (Keynote) zum Ziel gesetzt, in dem Dr. Rolf Buschmann-Steinhage, früherer Leiter der Rehabilitationswissenschaftlichen Abteilung bei der Deutschen Rentenversicherung Bund, auf die verschiedenen Sichtweisen der Forschung, der Kostenträger und der Betroffenen eingeht.
Die darauffolgenden Vorträge sind jeweils 15 Minuten lang. „Alle Vorträge sind interessant und kurzweilig, die letzten drei aus unserer Sicht aber noch einmal besonders: Denn darin geht darum, welchen Stellenwert die Rehabilitation in der Ausbildung, auch interprofessionell, hat“, sagt Mau. Er setze sich dafür ein, dass die Rehabilitationswissenschaft bereits im Studium einen höheren Stellenwert bekomme. „Diesen Reformprozess leite ich in einer Projektgruppe beim Institut für medizinische und pharmazeutische Prüfungsfragen (IMPP) mit dem Ziel der differenzierteren Integration der Rehabilitation in die Lernziel- und Gegenstandskataloge für alle Prüfungen“, so Mau.
Die Präsenzplätze beim Symposium sind laut Mau bereits ausgebucht, aber die Anmeldung zur digitalen Teilnahme bis zum 15. Oktober auf der Webseite des BBMD möglich. „Kurz vor der Veranstaltung schicken wir dann einen Einwahllink an alle Teilnehmenden.“
Veranstalter des Symposiums sind das Profilzentrum Gesundheitswissenschaften der Medizinischen Fakultät der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, zu dem unter anderem das Institut für Rehabilitationswissenschaft gehört, die Gesellschaft für Rehabilitationswissenschaften (GfR), der Rehabilitationswissenschaftliche Verbund Berlin, Brandenburg und Mitteldeutschland (BBMD) sowie die Charité - Universitätsmedizin Berlin und die Deutsche Gesellschaft für Rehabilitationswissenschaften (DGRW).
Weitere Informationen zum Symposium sind im Veranstaltungsflyer zu finden.