Rechtsmediziner Prof. Rüdiger Lessig zum stellvertretenden Vorsitzenden der Interpol-Untergruppe „Forensic Odontology“ wiedergewählt
Wenn sich Katastrophen mit einer hohen Zahl an Todesopfern ereignen, helfen auch deutsche Rechtsmediziner und Zahnmediziner wie Prof. Dr. Rüdiger Lessig dabei, die Verstorbenen zu identifizieren. Seit 2017 ist der Direktor des Instituts für Rechtsmedizin der Universitätsmedizin Halle (Saale) und Koordinator der Rechts- und Zahnmediziner der Identifizierungskommission des Bundeskriminalamtes (BKA) stellvertretender Vorsitzender der sogenannten „Forensic Odontology Subgroup“ (Gruppe Forensische Zahnmedizin) der Katastrophenopfer-Identifikationsgruppe (Disaster Victim Identification Group, kurz DVI Group) der internationalen Polizeiorganisation Interpol. Für dieses Amt wurde Lessig nun wiedergewählt, wie Interpol mitteilt. „Die Wahl ist eine große Auszeichnung für mich“, sagt Lessig.
Die Zahnärztliche Forensik ist eine von vier forensischen Untergruppen, die die DVI Group bei Interpol beraten und deren Vorsitzende sowie Stellvertreter alle neu gewählt wurden. An der über mehrere Wochen laufenden Wahl, die am 15. Juli endete, hatten sich 37 Interpol-Mitgliedsländer beteiligt.
„Wir kümmern uns darum, dass internationale Standards für die Identifikation von Katastrophenopfern eingehalten werden und somit eine internationale Kooperation möglich wird. Die DVI Group deckt bei der Opferidentifizierung alle Bereiche ab: rechtsmedizinische, zahnärztliche und genetische Untersuchungen. Ich bin für die zahnärztlichen Kollegen zuständig“, so Lessig weiter, der ab 2021 für zwei Jahre dann auch Vorsitzender der Untergruppe sein wird. Das menschliche Gebiss gilt als höchst individuell und ist daher mit einem Fingerabdruck vergleichbar, was insbesondere bei der Identifizierung unbekannter Toter hilft. Zähne sind sehr widerstandsfähig und können auch bei Bränden und ähnlichem erhalten bleiben.
Tätig wird Lessig, und das freiwillig, wenn das BKA, das mit der Identifizierungskommission (IDKO) ein Team vorhält, den Auftrag erhält beziehungsweise das Auswärtige Amt oder eine Landespolizei das BKA um Hilfe ersucht. „Das kann dann der Fall sein, wenn deutsche Staatsangehörige unter den Opfern sind, bei außerdeutschen Großereignissen oder eben, wenn um Hilfe gebeten wird“, sagt der Rechtsmediziner und forensische Zahnmediziner.
Lessig hat bei mehreren großen Unglücken bereits mitgeholfen, die Toten zu identifizieren, so in Nepal nach dem letzten großen Erdbeben 2015, nach der Tsunami-Katastrophe in Asien 2004 oder nach dem verheerenden Zugunglück bei Hordorf im Jahr 2011. „Meine Arbeit wäre allerdings so nicht möglich, wenn das Universitätsklinikum und die Medizinische Fakultät diese nicht voll unterstützen würden und mich dafür ohne zu zögern freistellen. Das ist keine Selbstverständlichkeit“, sagt Lessig.