Prof. Dr. Markus Otto als neuer Professor für Neurologie an Universitätsmedizin Halle (Saale) berufen
Professor Dr. Markus Otto hat zum 1. Juli 2021 die Professur für Neurologie an der Medizinischen Fakultät der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg angetreten. Damit verbunden ist die Leitung der Universitätsklinik und Poliklinik für Neurologie am Universitätsklinikum Halle (Saale). Zuvor war Otto Professor für Neurologie an der Universitätsmedizin Ulm. Er tritt die Nachfolge von Professor Dr. Stephan Zierz an, der nach mehr als 25 Jahren Tätigkeit in Halle in den Ruhestand geht.
„Ich habe mich schon sehr früh für neuro-degenerative Erkrankungen interessiert. Dass ich diese berufliche Richtung eingeschlagen habe, hat sich über die Jahre und beginnend im Medizinstudium ergeben“, so Otto, der zunächst mit Labordiagnostik zum Beispiel zur Creutzfeldt-Jakob-Krankheit begonnen hatte und später im Bereich der Elektrophysiologie promoviert wurde. „Ich fand das angenehm kompliziert“, sagt er lachend. Um im Verlauf seiner Karriere den klinischen und den wissenschaftlichen Bereich zu verbinden, habe er den Weg in die klinische Neurologie eingeschlagen. „Spannend ist, dass sich viele neurologische Erkrankungen im Anfangsstadium sehr ähnlich sind und auf falsch gefaltete Proteine zurückgehen, so dass sich mein Interesse auf die Alzheimer-Demenz, seltene Sprachstörungen, frontale Demenzen, aber auch genetisch bedingte Erkrankungen ausweitete und ich mit meiner Forschung dazu beitragen möchte, herauszufinden, ob und wie man die Fehlfaltungen beeinflussen oder ändern kann. Und viele Forschungsfragestellungen ergeben sich eben aus dem direkten Kontakt mit Patientinnen und Patienten“, so der 54-jährige Neurologe.
Der hallesche Proteinforschungsschwerpunkt sei einer der Gründe gewesen, weswegen sich Otto entschieden habe, den Ruf an die Universitätsmedizin Halle anzunehmen. „Ich habe in diesem Bereich sehr viele Anknüpfungspunkte, aber auch die Verbindung zur Psychiatrie ist sehr hilfreich und der versorgungswissenschaftliche Schwerpunkt ist hinsichtlich Prävention und häuslicher Situation einmalig. Und ich habe ein hervorragendes, sehr motiviertes Team hier in Halle“, sagt er.
In den Bereichen Depression und Frontale Demenz bringt Otto zwei hochkarätige, internationale Forschungsprojekte mit nach Halle, die vor allem auf die Identifikation von Biomarkern abzielen: Zum einen, um die biologischen Wurzeln von schweren depressiven Erkrankungen zu erforschen und bessere Angriffsmöglichkeiten von Antidepressiva zu identifizieren. Zum anderen, um im Zusammenhang mit vererbter frontaler Demenz belastbare Biomarker zu finden, die eine individuelle Aussage über den Verlauf und Ansatz für weitere Forschungsprojekte bieten können. Diese weiter voranzubringen und weitere Projekte anzustoßen, habe er sich zum Ziel gesetzt. Dazu gehöre auch, ähnlich wie in Ulm eine Biomaterialsammlung aufzubauen und mit klinischen Daten zu füllen.
Im Bereich der Lehre will er Studierende vor allem im praktischen Feld für neuro-degenerative Fragestellungen sensibilisieren. „Patientinnen und Patienten sind häufig die größten Spezialisten für ihre Erkrankung. Sie bemerken, dass etwas nicht stimmt, obwohl in der Bildgebung noch nichts zu sehen ist und ich möchte den Studierenden zeigen, welche Methoden es noch gibt, um einer möglichen Erkrankung frühzeitig womöglich mit gezielter Labordiagnostik auf die Spur zu kommen. Der direkte Kontakt ist daher sehr wichtig, um am Patienten zu lernen“, so Otto. Er wolle des Weiteren den Muskelschwerpunkt der halleschen Klinik für Neurologie, die Schlaganfall- und Kopfschmerz- sowie Multiple-Sklerose-Versorgung und -Forschung fortführen, stärken und ausbauen, und für Menschen mit seltenen neurologischen Erkrankungen ein Ansprechpartner sein.
„Mit Prof. Otto gewinnt die Universitätsmedizin Halle einen Experten auf dem Gebiet der neurologischen Erkrankungen, der sowohl Lehre und Forschung als auch die Krankenversorgung bereichert. Insbesondere seine Patienten-orientierte Forschung zu neuro-degenerativen Erkrankungen in Verbindung mit Proteom-Biomarkern passen hervorragend zu den Schwerpunkten Versorgungsforschung und Alternsmedizin (Geriatrie/Gerontologie) der Universitätsmedizin Halle und tragen zu unserer weiteren Profilbildung bei“, so der Dekan der Medizinischen Fakultät der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Prof. Dr. Michael Gekle.
Prof. Otto hat in Mainz, London und Zürich Medizin studiert und wurde 1995 in Mainz zum Dr. med. promoviert. Ab 1995 setzte er seine berufliche Laufbahn an der Universitätsmedizin Göttingen fort: Im Jahr 2000 erhielt er die Facharztanerkennung für Neurologie und habilitierte sich 2002. 2005 wurde er W2-Professor für neuropsychiatrische Demenzforschung und übernahm die Leitung des neurochemischen Labors. 2006 folgte er dem Ruf auf die W3-Professur für Neurologie an die Universitätsmedizin Ulm.