Prof. Dr. Georgios Gakis als neuer Professor für Urologie an Universitätsmedizin Halle berufen
Professor Dr. Georgios Gakis hat am 1. April 2023 die Professur für Urologie an der Medizinischen Fakultät der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) angetreten. Mit der Berufung ist auch die Leitung der Universitätsklinik und Poliklinik für Urologie der Universitätsmedizin Halle verbunden. Er tritt die Nachfolge von Prof. Dr. Paolo Fornara an, der nach 22-jähriger Tätigkeit an der Universitätsmedizin Halle in den Ruhestand gegangen ist.
„Oft wird davon ausgegangen, dass Urologie ein Männerfach sei. Das ist mitnichten der Fall, denn sie beschäftigt sich gemeinhin mit dem Harntraktsystem und etwa ein Drittel aller Behandelten sind Frauen“, stellt Gakis klar. Die Urologie umfasst dabei verschiedenste Schwerpunkte wie die operative und medikamentöse Uroonkologie, die funktionelle Urologie und die Nierentransplantation, die einen besonderen Stellenwert an der Universitätsmedizin Halle einnimmt. „Die Schwerpunkte der Urologie erfordern eine enge Zusammenarbeit mit angrenzenden Fachdisziplinen wie der Nephrologie, Onkologie, Strahlentherapie, Nuklearmedizin, Neurologie, Gynäkologie und vielen anderen mehr. In meiner Studienzeit begeisterte mich ein sehr talentierter Dozent für das Fach, weil er die Vielseitigkeit und die klinischen Aspekte so fesselnd beschreiben konnte“, erinnert sich der 43-Jährige gerne zurück. „Es ist mir sehr wichtig, unseren urologischen Patientinnen und Patienten ein breites Spektrum an diagnostischen und therapeutischen Möglichkeiten anbieten zu können.“
Prof. Gakis hat innovative Methoden im Gepäck, beispielsweise die roboterassistierte laparoskopische Operationstechnik, die heutzutage für die Behandlung von bösartigen Tumorerkrankungen der Prostata, Nieren und Blase zum Einsatz kommt, aber auch moderne rekonstruktive Operationen, wie die Bildung von Ersatzblasen: Beim fortgeschrittenen Harnblasenkrebs kann die Entfernung der Blase erforderlich sein. Häufig werde dann ein Urostoma angelegt, um den Harn über ein Dünndarmsegment an die Bauchwand auszuleiten und weiter in einen Beutel außerhalb des Körpers. Besonders bei jüngeren Patient:innen führe dies zu einer Einschränkung der Lebensqualität und psychischen Belastung. Alternativ könne man oftmals bei entsprechenden Voraussetzungen und Einsatz nervschonender Operationstechniken aus körpereigenem Dünndarm eine Ersatzblase anlegen. Über diese sogenannte Neoblase werde eine kontinente, ‚trockene‘ Harnableitung ohne Beutelversorgung möglich. „Mein Bestreben wird es sein, unseren Patientinnen und Patienten diese Behandlung anzubieten, wann immer medizinisch sinnvoll“, so Gakis.
„Bedingt durch die demographische Entwicklung wird explizit die Versorgung neuro-urologischer Erkrankungen im Alter, wie die verschiedenen Formen der Inkontinenz und Blasenentleerungsstörung, zukünftig zunehmen. Hier will ich zusammen mit meinem Team einen besonderen Schwerpunkt setzen“, erklärt Gakis. Als Professor für Urologie an der Universitätsmedizin Halle sieht er es als seine Aufgabe an, bestehende operative und medikamentöse Behandlungsansätze weiterzuentwickeln und neue zu etablieren. „Und das von der Krebstherapie und Nierentransplantation über Inkontinenzbehandlung bis zu den Volkskrankheiten Steinleiden und Prostatavergrößerung“, fasst Gakis zusammen.
„Bezogen auf die alternde Bevölkerung ist die Urologie von stetig wachsender Bedeutung. Die Arbeit von Prof. Gakis wird insbesondere für die Medizin des Alterns - ein Schwerpunkt der Universitätsmedizin Halle - eine wertvolle Ergänzung sein“, sagt Prof. Dr. Heike Kielstein, Dekanin der Medizinischen Fakultät der MLU. „Wir freuen uns mit Prof. Gakis einen erfahrenen Experten in diesem Bereich und in der Uroonkologie gewonnen zu haben.“
Lehre sollte sich an den Patient:innen orientieren und möglichst praxisnah sein, betont Gakis. „Ich möchte das Interesse unserer Studierenden für unser Zukunftsfach frühzeitig wecken und sie besser mit operativen Techniken vertraut machen. Beispielsweise kann in Seminaren und Praktika die transurethrale Resektion von Prostata und Blase oder auch eine Harnleiterspiegelung zur Entfernung von Steinen virtuell - ähnlich zu Flugsimulatoren - oder realitätsnah am Tiermodell besonders eindrucksvoll simuliert und trainiert werden“, erklärt der Urologe.
Prof. Gakis ist aktiv an der Entwicklung nationaler und internationaler Leitlinien zur Früherkennung, Diagnose und Therapie urologischer Tumorerkrankungen, insbesondere des Harnblasen- und Harnröhrenkarzinoms, beteiligt. In Zukunft möchte er auch die Erforschung und klinische Versorgung seltener Tumorerkrankungen fördern und einen überregionalen Schwerpunkt für das Harnröhrenkarzinom an der Universitätsmedizin Halle bilden.
Prof. Dr. Georgios Gakis hat in Tübingen studiert und promovierte im Jahr 2006. Seit 2011 ist er Facharzt der Urologie und Fellow des European Board of Urology (FEBU). Er habilitierte sich 2014 und erlangte 2018 die Zusatzbezeichnung „Medikamentöse Tumortherapie“. Vor seiner Berufung war er am Uniklinikum Würzburg als leitender Oberarzt der Klinik und Poliklinik für Urologie und Kinderurologie und als Bereichsleiter für roboterassistierte laparoskopische Operationen tätig.