Mutperlenketten: Ganz besondere Mutmacher für krebskranke Kinder

Eine lange Kette mit vielen bunten Perlen liegt durcheinander auf einem Bettlaken. Im Fokus sind drei Perlen, die wie folgt aussehen: ein Fußball, eine runde Perle mit Kreisen in orange, weiß und grün, eine Perle mit einem kleinen orangen Monster mit rosa Hörnern, das die Zunge rausstreckt. Die anderen bunten Perlen befinden sich in der Unschärfe.

Ganz besondere Mutmacher: Für jeden Piks, jeden Eingriff und viele weitere Behandlungsschritte erhalten krebskranke Kinder eine Mutperle. Im Laufe der Zeit entsteht so eine lange Perlenkette, die die ganz persönliche Krankengeschichte jedes Kindes erzählt.

Wenn ein Kind die Diagnose „Krebs“ erhält, ist das ein Schock für die Familie. Was folgt, ist eine lange Reihe von Untersuchungen, intensiven Behandlungen, oft auch Operationen und wiederholten stationären Aufenthalten. Um den Kindern und Familien durch diese schwierige Zeit zu helfen, beteiligt sich das Kinderonkologische Zentrum der Universitätsmedizin Halle in Kooperation mit dem Verein zur Förderung krebskranker Kinder Halle (Saale) e.V. – kurz „Kinderplanet“ – schon seit vielen Jahren an der Mutperlen-Initiative der Deutschen Kinderkrebsstiftung.

Gleich nach der onkologischen Diagnose erhalten Kinder und Jugendliche eine lange gewachste Schnur, auf die eine Perle mit dem Logo des „Kinderplaneten“, Buchstabenperlen, die den Namen des Kindes bilden, und einer Perle mit einem Anker als Symbol der Hoffnung und des Therapiestarts aufgefädelt werden. „Wir erklären den Eltern und je nach Alter auch den Kindern, dass es für jede Maßnahme, jeden Piks und auch für jeden guten und schlechten Tag im Verlauf der Therapie weitere Perlen gibt, sozusagen als Zeichen der Anerkennung für das, was bewältigt wurde“, erzählt Daniela Knöffel, Gesundheits- und Kinderkrankenpflegerin auf der Kinderkrebsstation der Universitätsmedizin Halle.

Mehr als 35 verschiedene Perlen gibt es, jede hat eine eigene Bedeutung. Die Organisation übernimmt der Psychosoziale Dienst der Kinderklinik, doch auch die Familien helfen mit. „Die Eltern bekommen von uns ein Faltblatt, in dem die Bedeutung jeder Perle erklärt wird“, sagt Daniela Knöffel. „Sie behalten während der Behandlung den Überblick und achten darauf, dass ihr Kind alle Perlen bekommt, die ihm zustehen. Auch die Kinder wissen irgendwann ganz genau, wenn noch eine Perle fehlt.“

Im Laufe der Zeit entsteht so eine lange, bunte Kette, die die individuelle Geschichte jedes Kindes erzählt. „Viele Kinder hängen ihre Kette stolz an ihre Infusionsständer“, erzählt Daniela Knöffel, „und ehemalige Patient:innen bewahren ihre Ketten auf wie einen Schatz.“

„Die Mutperlen geben unseren jungen Patient:innen Mut und Zuversicht, was bei einer Krebstherapie enorm wichtig ist“, sagt Prof. Dr. Simone Hettmer, Direktorin der Universitätsklinik und Poliklinik für Pädiatrie I und Leiterin des Kinderonkologischen Zentrums der Universitätsmedizin Halle. „Die Perlen verbildlichen das Erlebte und machen es einfacher, über die Krankheit zu sprechen. Vor allem aber schenken sie Hoffnung: Je länger die Kette wird, desto näher rückt das Ziel – das Ende der Behandlung.“