Modernster Laser für Einsatz am Auge in Betrieb genommen – Gerät kostet 400.000 Euro
Das hallesche Universitätsklinikum hat als erste Klinik in den neuen Bundesländern die modernen Laser „Amaris“ erhalten. Das Präzisionsgerät, welches vor allem bei chirurgischen Eingriffen am Auge – beispielsweise bei einer Hornhauttransplantation – zum Einsatz kommt, ist in der Universitätsklinik und Poliklinik unter Direktor Prof. Dr. Arne Viestenz im Einsatz. Er ist begeistert von den neuen Möglichkeiten, die dieser Laser bietet: „Wir sind froh, dass wir mit diesem Gerät Patienten mit schwerwiegenden Augenerkrankungen helfen können“. Das Gerät hat etwa 400.000 Euro gekosten und wurde nach erfolgreicher Begutachtung durch die Deutschen Forschungsgemeinschaft durch das Land Sachsen-Anhalt finanziert. Das Gerät verfügt unter anderem über einen Zielstrahllaser, ein super vergrößerndes Mikroskop und einer Absaugeinheit.
Nur fünf Kliniken in Deutschland verfügen über das Spezialgerät. Nur zwei davon, darunter Halle, transplantieren damit Augenhornhäute. „Es kommt bei uns nicht zur Korrektur von Fehlsichtigkeit zum Einsatz, sondern beispielsweise bei Patienten mit einer vernarbten Hornhaut nach einem Unfall“. Ebenso bei der Hornhautdystrophie kann der „Amaris“ eingesetzt werden. Bei dieser, meist erblich bedingten Erkrankung kommt es zu Einlagerungen in der Hornhaut. Dadurch werden die Lichtdurchlässigkeit und damit die Sehfähigkeit vermindert. Mit dem Laser kann die weitere Einlagerung unterbunden werden.
Ein besonderes Einsatzgebiet wird die Transplantation von Augenhornhäuten sein. Seit mehr als hundert Jahren werden auf der Welt Augenhornhäute (Cornea) transplantiert. Damals wie auch noch heute in den meisten Fällen geschieht die Entnahme (Trepanation) der Hornhäute auf mechanischem Wege. Doch durch den Laser können die Augenärzte viel präziser und schonender ihre Eingriffe durchführen. „Dafür wird auf die Hornhaut eine dünne Metallmaske gelegt und der rotierende Laserstrahl schneidet an der Außenseite der Maske entlang“, erklärt der Augenarzt, in dessen Klinik pro Jahr etwa 300 Augenhornhäute transplantiert werden. Die Klinik verfügt über eine eigene Hornhautbank, in denen die Hornhäute aufbereitet werden. Die hallesche Hornhautbank stellt auch anderen Augenkliniken diese Gewebe zur Verfügung.
Der Laserstrahl ist nur etwa einen Millimeter breit. Durch den Einsatz der Metallmaske bleibt das „restliche“ Auge vor der Strahlung geschützt. Der Laser und die Metallmaske werden sowohl im Spender- als auch Empfängerauge eingesetzt, so dass exakt deckungsgleiche Teile der Hornhaut entnommen und wieder eingesetzt werden können. „Wir sind auch in der Lage, nur einzelne Bestandteile der Hornhaut zu transplantieren, so dass künftig sogar eine gespendete Cornea mehreren Patienten zu Gute kommen könnte.“ Dies sei gerade angesichts der nicht ausreichenden Spenderzahlen ein wichtiger Fortschritt. Jedem Patienten mit einer erkrankten Hornhaut mit einem deutlich eingeschränkten Sehvermögen könne, wenn konservative Methoden nicht mehr helfen, durch eine Transplantation geholfen werden. „Wir sind durchaus in der Lage, Menschen ihre Sehkraft mit einer Transplantation wieder zu geben.“ Sehen sei für die gesellschaftliche Teilhabe von großer Bedeutung.
Der Einsatz des Lasers hat vielfältige Vorteile. So arbeitet der Laser kontaktlos am Auge und die Hornhaut kann nicht mechanisch deformiert werden. Außerdem entstehen präzise Schnittkanten und andere Bestandteile des Auges wie die Iris und Linse können nicht verletzt werden. Die Hornhaut könne bei der Einnaht über so genannte Orientierungszähnchen nach dem Schlüssel-Schloss-Prinzip exakt platziert und verankert werden. Prof. Viestenz: „Bereits wenige Tage nach der Operation können die Patienten die Klinik wieder verlassen.“ Bei einem unkomplizierten Verlauf liege die Erfolgsreite bei mehr als 90 Prozent und die Patienten hätten eine deutlich verbesserte Sehschärfe.
Halle, 22. Juni 2018