Kleine Ersthelfer: Projektpreis 2024 für das Erste Hilfe-Projekt FIRST AID KIDS
Früh übt sich – auch im Bereich der Ersten Hilfe. So fordert die Ärztegewerkschaft Marburger Bund, Reanimationsunterricht bereits verpflichtend in Schulen zu vermitteln, um die Laien-Reanimationsquote zu steigern. Um die Gesundheitskompetenz und Reanimationsfähigkeit frühzeitig zu fördern, hat das Projekt FIRST AID KIDS in Sachsen-Anhalt einen besonderen Ansatz entwickelt: Studierende und Auszubildende der Universitätsmedizin Halle vermitteln altersgerecht Erste Hilfe-Grundlagen an Grundschüler:innen. Für dieses außergewöhnliche Engagement wurde das Projekt kürzlich mit dem Projektpreis 2024 des Fachschaftsrats Medizin Halle ausgezeichnet. Der mit 10.000 Euro dotierte Preis würdigt Initiativen, die die universitäre Lehre in der Medizin weiter verbessern.
Erstmals im April 2024 durchgeführt, vermittelt FIRST AID KIDS Schüler:innen der dritten Klassen aus ganz Sachsen-Anhalt in Workshops, wie man Notfälle erkennt, einen Notruf absetzt, die stabile Seitenlage durchführt oder im Notfall sogar eine Reanimation einleitet. Die anleitenden Studierenden und Auszubildenden erhalten vorab eine spezielle Schulung, die sowohl die medizinischen Inhalte als auch die didaktischen Methoden zur altersgerechten Vermittlung umfasst. Das Projekt entstand aus einer persönlichen Erfahrung, als die Projektinitiatorin und ihre Tochter bei einem Notfall selbst als Ersthelferinnen involviert waren. „Die Kinder begegnen dem Projekt sehr positiv, sind engagiert und zeigen keinerlei Berührungsängste. Ihre aktive Teilnahme verdeutlicht, wie offen sie für das Thema sind“, berichtet Laura Schmiljun, Gesundheits- und Pflegewissenschaftlerin am Dorothea-Erxleben-Lernzentrum Halle sowie Initiatorin von FIRST AID KIDS.
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Darüber hinaus profitieren nicht nur die Grundschüler:innen, sondern auch die Studierenden und Auszubildenden, die wertvolle praktische Erfahrungen im interprofessionellen Unterricht sammeln. „Für die Weiterentwicklung von FIRST AID KIDS sind wir immer auf der Suche nach engagierten Studierenden und Auszubildenden, die Lust haben, sich praktisch zu beteiligen und wertvolle Erfahrungen in der pädagogischen Arbeit und Erste Hilfe-Ausbildung zu sammeln“, betont Schmiljun.
FIRST AID KIDS hat das Potenzial, einen wichtigen Beitrag zur flächendeckenden Verankerung der Ersten Hilfe im Schulsystem zu leisten und durch die frühe Sensibilisierung der Kinder für lebensrettende Maßnahmen die Reanimationsquote in Deutschland signifikant zu erhöhen. Die Auszeichnung ist darüber hinaus ein wichtiger Schritt, um das Projekt als möglichen Impulsgeber ähnlicher Initiativen in anderen Bundesländern und möglicherweise auch auf nationaler Ebene ins Gespräch zu bringen. „Es ist ein wirklich großartiges Gefühl, den Projektpreis 2024 erhalten zu haben. Ich sehe die Auszeichnung als große Wertschätzung der Zusammenarbeit und als Bestätigung, dass unsere Bemühungen auch wahrgenommen werden“, so die Initiatorin. „Meine Hoffnung für die Zukunft ist es, dass sich das Thema der Ersten Hilfe wirklich fest etabliert. Studien zeigen, dass schon zwei Unterrichtseinheiten ausreichen, um die Erste Hilfe nachhaltig verankern zu können.“
Folgt man dem Vorschlag des Marburger Bundes, ließen sich jährlich bis zu 10.000 Menschenleben retten. In Deutschland erfolgt nur in 40 Prozent der Fälle vor dem Eintreffen des Rettungsdienstes eine Herz-Druck-Massage – ein deutliches Defizit im Vergleich zu anderen Ländern wie Dänemark und den Niederlanden, wo der Unterricht in Erster Hilfe schon in Schulen fest verankert ist.
Die Vorschläge für den Projektpreis kommen von Lehrenden und Studierenden der Medizinischen Fakultät, die das Preisgeld jährlich zur Förderung solcher innovativen Projekte zur Verfügung stellt. Für 2024 standen insgesamt sieben Projekte zur Auswahl, über die alle Studierenden abstimmen konnten.