Interdisziplinäres Hämophilie-Zentrum für Kinder, Jugendliche und Erwachsene am Universitätsklinikum erfolgreich zertifiziert
Die interdisziplinäre Diagnostik, Behandlung und Betreuung von Blutungsneigungen bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen sind Schwerpunkte am Universitätsklinikum Halle. Das Hämophilie-Zentrum ist nun als eines von neun Zentren deutschlandweit und einziges an einer Universitätsmedizin in den ostdeutschen Bundesländern nach der Leitlinie der Gesellschaft für Thrombose- und Hämostaseforschung sowie den Richtlinien-Vorgaben des Gemeinsamen Bundesausschusses hinsichtlich Hämophilie vom Institut ClarCert zertifiziert worden.
Dazu gehört unter anderem, dass kontinuierlich eine ausreichende Anzahl an Patientinnen und Patienten behandelt wird, die nötige Labordiagnostik und eine entsprechende Anzahl an Fachpersonal vorhanden sind sowie eine ganzjährige 24-Stunden-Notfallversorgung gewährleistet ist. „Diese Anforderungen können wir erfüllen und uns ist wichtig, dass sich Betroffene jederzeit bei uns melden können, wenn sie Hilfe benötigen. Entscheidend ist auch, dass bei uns die verschiedensten Fachdisziplinen wie zum Beispiel Orthopädie und Unfallchirurgie, Hämatologie und OnkologieGeburtshilfe, HNO, Pädiatrie oder Zahnheilkunde interdisziplinär eng in die Behandlung eingebunden sind“, betont Dr. Caspar Kühnöl von der Universitätsklinik und Poliklinik für Pädiatrie I, der das Hämophilie-Zentrum leitet. Das sei deshalb von großer Bedeutung, weil bei Unfällen oder auch bei geplanten Operationen die Blutungsneigung berücksichtigt und individulle Substitutionspläne erstellt werden müssen.
Hämophilie ist der Fachbegriff für eine Vielzahl von Blutungsneigungen mit unterschiedlicher Ausprägungen. Die meisten dieser Diagnosen sind sehr selten. Allgemein bekannt ist die „Bluterkrankheit“ (Hämophilie A und B), welche hauptsächlich männliche Patienten betrifft. Frauen können als Trägerinnen den Gendefekt weitervererben, aber auch selbst von einer Blutungsneigung betroffen sein. Des Weiteren ist das sehr seltene von-Willebrand-Jürgens-Syndrom Typ 3 eine sehr schwere Blutgerinnungsstörung, die auch bei Frauen auftritt. Allen Erkrankungen gemein ist, dass bei Wunden oder inneren Verletzungen Lebensgefahr bestehen kann, weil das Blut nicht oder nur sehr langsam gerinnt und die Betroffenen ohne Gabe von Gerinnungsfaktoren sterben können.
„Die erfolgreiche Zertifizierung des Hämophilie-Zentrums zeigt, dass Patientinnen und Patienten mit diesen vergleichsweise seltenen Erkrankungen am Universitätsklinikum Halle nach höchsten Qualitäts- und Leitlinienstandards sowie von bestens ausgebildetem Personal behandelt und begleitet werden. Wir arbeiten dabei auf Basis aktuellster wissenschaftlicher Erkenntnisse und die Betroffenen finden bei uns jederzeit Hilfe“, so der Ärztliche Direktor und Vorsitzende des Klinikumsvorstands, Prof. Dr. Thomas Moesta.
Das Hämophilie-Zentrum beinhaltet einerseits die spezialisierte Mitbetreuung aller stationären Patientinnen und Patienten, aber auch die ambulante Diagnostik und Betreuung in der Ambulanz für Hämostaseologie der Universitätsklinik und Poliklinik für Innere Medizin IV und in der hämostaseologischen Ambulanz der Kinderklinik (Pädiatrie I).