Hallesches Landärzte-Vorzeigeprojekt „Klasse Allgemeinmedizin“ bildet erneut Jahrgang mit 40 Teilnehmenden aus und verhilft Magdeburger Klasse zum Start
Ein weiterer Jahrgang des halleschen Erfolgsprojekts „Klasse Allgemeinmedizin“ ist gerade an den Start gegangen. Erneut verfolgen damit 40 Medizinstudierende der Medizinischen Fakultät der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg neben dem regulären Studium einen zusätzlichen Weg: Sie sind damit Teil einer halleschen Idee, die sich seit 2011 auf die Fahnen geschrieben hat, den Beruf des Allgemeinmediziners - häufig gleichgesetzt mit dem Begriff des Hausarztes und der Hausärztin - attraktiver zu machen.
Mittlerweile kann die Medizinische Fakultät Halle 43 Absolventinnen und Absolventen vorweisen, die ersten haben 2017 ihr Studium abgeschlossen. Doch nicht nur das: „Mit ihrem Wissen und ihrer jahrelangen praktischen Erfahrung waren wir maßgeblich daran beteiligt, dass nun auch in Magdeburg endlich die lange geplante Hausärzteklasse an den Start gegangen ist“, sagt der Dekan der Medizinischen Fakultät, Prof. Dr. Michael Gekle. „Wir haben hier in Halle frühzeitig den Bedarf erkannt, das Fach Allgemeinmedizin zu stärken. Unsere Idee der ‚Klasse Allgemeinmedizin‘ hat deutschlandweit Schule gemacht und wir freuen uns, dass wir seither deutlich und messbar dazu beigetragen haben, und dies auch weiterhin tun, das Fach Allgemeinmedizin zu stärken“, so Gekle weiter.
Dass das Angebot nicht nur von der Gesellschaft gefordert wird, sondern das Interesse auch bei den Medizinstudierenden deutlich gewachsen ist, zeigt die Entwicklung in Halle. „Die Nachfrage ist bei uns seit 2011 stetig gestiegen und war vor drei Jahren so hoch, dass wir uns entschieden haben, dieser gerecht zu werden und statt der anfangs 20 Plätze seither jedes Jahr 40 Plätze anzubieten. Die Bewerberzahl liegt auch hier noch darüber“, sagt Prof. Dr. Thomas Frese, Direktor des Instituts für Allgemeinmedizin der Medizinischen Fakultät, an dem die „Klasse Allgemeinmedizin“ angesiedelt ist.
Des Weiteren konnten auch die Anzahl der Mentorinnen und Mentoren weiter gesteigert und neue gewonnen werden. Diese niedergelassenen Allgemeinmediziner/innen betreuen die Studierenden über das gesamte Studium hinweg als Ansprechpartner sowie an den einzelnen Praxistagen in ihren eigenen Praxen. Bereits ab dem ersten Semester erhalten die Studierenden so Einblicke in den Praxisalltag von Hausärzten in Sachsen-Anhalt.
Die Praxistage ergänzen die theoretische Ausbildung, die unter anderem aus diversen Zusatzseminaren besteht. „Für die Ausbildung haben wir beispielsweise ein EKG, Spirometer sowie ein Ultraschallgerät angeschafft, mit denen apparative Diagnostik praktisch geübt, aber auch das Interpretieren der Mess- und Untersuchungsergebnisse trainiert werden können“, sagt Frese. Zum Üben von Gesprächen mit Patienten und körperlichen Untersuchungen bietet unter anderem die Probierpraxis ideale Bedingungen.
„Auch Allgemeinmediziner sind Fachärzte und sie arbeiten an einer zentralen Stelle im Gesundheitssystem. Wir sind stolz darauf, dass wir unsere Studierenden bereits ab dem ersten Semester für diesen Beruf begeistern, sie an die Verantwortung heranführen und mit ihnen einen wichtigen Beitrag für die Gesundheitsversorgung im Land Sachsen-Anhalt wie auch bundesweit leisten. Dies ist unserer Ansicht nach der richtige und nachhaltige Weg“, so Dekan Gekle. Die Studierenden, die sich freiwillig für die Klasse Allgemeinmedizin entscheiden und damit auch das Zusatz-Curriculum zum Studium durchlaufen, werden Haus- und Landärzte aus Überzeugung.
2011 hatte die Medizinische Fakultät das damals neuartige und einmalige Format „Klasse Allgemeinmedizin“ lanciert, das aufgrund seines Innovationscharakters 2014 von der Bundesregierung als Bundessieger „Ort im Land der Ideen“ ausgezeichnet wurde. Mittlerweile gibt es ähnliche Modelle auch an anderen Universitäten.