Frauenmilchspenden werden auch in der Corona-Krise für Frühchen gebraucht
Frühgeborene Babys, die sogenannten „Frühchen“, werden auf den neonatologischen Stationen des Universitätsklinikums Halle (Saale) und des Krankenhauses St. Elisabeth und St. Barbara, wenn nicht genug eigene Muttermilch vorhanden ist, möglichst mit gespendeter Muttermilch versorgt. Auch und gerade in der aktuellen Corona-Krise sind beide Häuser auf diese Spenden angewiesen und rufen deshalb noch stillende Mütter dazu auf, Frauenmilch zu spenden. Die Frauenmilchbank, die die Spenden annimmt und aufbereitet, ist am UKH angesiedelt.
„Die gespendete Frauenmilch schützt insbesondere Frühgeborene weit besser als Fertignahrung vor schweren Erkrankungen. Die Muttermilchernährung ist zudem mit einer besseren späteren Entwicklung des Kindes assoziiert“, sagt Privatdozent Dr. Roland Haase, Leiter der Neonatologie am Universitätsklinikum Halle (Saale) und Chefarzt der Neonatologie am Krankenhaus St. Elisabeth und St. Barbara.
Für die Spende von Muttermilch sind wie bei einer Blutspende eine kurze Befragung der Mutter sowie Blutentnahme erforderlich. Entsprechendes Material zur Muttermilchgewinnung und zur Aufbewahrung wird spende-willigen Müttern zur Verfügung gestellt, das sogenannte „Milchtaxi“ holt die Milch zudem regelmäßig ab. „Wir freuen uns über jede Unterstützung, müssen aber auch darauf hinweisen: Eine Spende ist nur möglich, wenn das eigene Kind ausreichend Muttermilch erhält und noch keine sechs Monate alt ist“, sagt Haase. Zudem werde keine Aufwandsentschädigung gezahlt.
Frauen, die auf SARS-CoV-2 positiv getestet wurden, können nicht spenden, auch wenn bisher keine wissenschaftlichen Hinweise darauf vorliegen, dass eine Übertragung über die Muttermilch möglich ist. Vor der Gabe an die frühgeborenen Babys werde die Milch derzeit vorsorglich pasteurisiert, um jegliches Risiko für die Frühchen auszuschließen, sagt Haase.
Hinsichtlich der generellen Versorgung von werdenden Müttern möchten beide Häuser noch einmal darauf hinweisen, dass sich bisher an der strikten Besuchsregelung nichts geändert hat. Das heißt: Im Kreißsaal dürfen nur die jeweiligen Partner als Unterstützung mit anwesend sein. Ein Besuch auf der Wochenstation ist allerdings ein zu großes Risiko und zum Schutz von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, Gebärenden und Neugeborenen nicht möglich.
Die Betreuung von Schwangeren, Gebärenden sowie Wöchnerinnen und deren Neugeborenen in den halleschen geburtshilflichen Kliniken ist durch die aktuelle Situation unbeeinträchtigt, auch wenn zusätzliche Maßnahmen erforderlich sind, um die notwendigen Hygienestandards im Rahmen der SARS-CoV-2-Krise zu erfüllen. Hierzu zählt unter anderem Mund-Nasen-Schutz. Die empfohlenen Kontrolluntersuchungen der Mutterschaftsvorsorge und kinderärztlichen Vorsorgeuntersuchungen erfolgen weiterhin bei den niedergelassenen Frauen- und Kinderärztinnen und -ärzten sowie Hebammen.