Feierliche Übergabe „Altes Kesselhaus“ an die Universitätsklinik und Poliklinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik der Universitätsmedizin Halle
Die Universitätsklinik und Poliklinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik am Standort der Universitätsmedizin Halle in der Julius-Kühn-Straße erhält nach zweijähriger Sanierung mit dem „Alten Kesselhaus“ ein neues Gebäude. Die ehemalige Heizzentrale soll zukünftig für die Sport- und Bewegungstherapie genutzt werden, die zentraler Bestandteil eines multimodalen Therapieansatzes der Psychiatrie und Psychotherapie ist. Seit 2018 wurden darüber hinaus auch sämtliche Ver- und Entsorgungsleitungen des gesamten Komplexes erneuert. Die Bau- und Sanierungsarbeiten wurden mit mehr als 4 Millionen Euro durch das Land Sachsen-Anhalt gefördert.
Wissenschaftsminister Prof. Dr. Armin Willingmann betonte: „Ich freue mich sehr, dass die zweijährige Sanierung des ‚Alten Kesselhauses‘ mit finanzieller Unterstützung des Landes erfolgreich beendet werden konnte. Das Wissenschaftsministerium hat in den vergangenen fünf Jahren einen Fokus auf die Stärkung der Leistungs- und Wettbewerbsfähigkeit der Universitätskliniken des Landes gelegt. Unser zentrales Ziel hierbei war und ist es, den über Jahre entstandenen Investitionsstau schrittweise, aber konsequent abzubauen. Mit der Sanierung des ‚Alten Kesselhauses‘ sind wir wieder ein gutes Stück vorangekommen. Auch in den kommenden Jahren wird es seitens des Landes darum gehen, weiter in die Leistungs- und Wettbewerbsfähigkeit der Universitätsmedizin in Sachsen-Anhalt zu investieren.“
Als das historische Gelände in der Julius-Kühn-Straße zwischen 1889 und 1891 als Psychiatrische und Nervenklinik nach Plänen des Architekten Otto Kilburger erbaut wurde, flossen neueste wissenschaftliche Erkenntnisse zur Behandlung von Patientinnen und Patienten in der Psychiatrie ein. Statt einer bis in diese Zeit üblichen kasernenartigen Verwahranstalt, lockerte man die Anordnung von medizinischen Einzelbauten und Wirtschaftsgebäuden auf. Die innen sowie außen freundlich und attraktiv gestaltete Baulichkeiten und eine großzügige Parkanlage sorgten auch architektonisch für ein Umfeld, das positiv auf die Genesung einwirken sollte. Auf Grund ihres wegweisenden Charakters wurde die Klinik in ihren Gründungsjahren 1893 auf der Weltausstellung in Chicago gezeigt und für mustergültig befunden. Auch heute noch profitieren Patientinnen und Patienten der Universitätsklinik und Poliklinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik in Halle von der besonderen Umgebung, in der Betroffene Ruhe finden und Vertrauen entwickeln können. Gleichzeitig hilft die unmittelbare Innenstadtnähe inmitten des gesellschaftlichen Lebens, den Alltagsbezug nicht zu verlieren.
„Vor 130 Jahren wurde hier ein visionärer Rahmen für eine damals moderne Psychiatrie geschaffen. Heute zitieren wir diese Zeit denkmalgeschützt, schaffen aber dennoch wieder die Strukturen für zukunftsweisende Behandlungsstrategien in der Psychiatrie. Dieser ganz klaren Zukunftsorientierung fühlt sich die Universitätsmedizin Halle in allen Bereichen verpflichtet“, erklärt Prof. Thomas Moesta, Ärztlicher Direktor und Vorsitzender des Klinikumsvorstands der Universitätsmedizin Halle.
Die villenartige Gebäudestruktur steht heute als Gesamtensemble unter Denkmalschutz. Das einst ruinöse „Alte Kesselhaus“ konnte im Zuge der Sanierungsarbeiten in seinen historischen Zustand zurückgeführt und vor dem Verfall als Denkmal gerettet werden. In der Halle der ehemaligen Heizzentrale, dem „Alten Kesselhaus“, ist nach Abschluss der Sanierungsarbeiten eine 130 Quadratmeter große Turnhalle untergebracht. In den Anbauten entstand ein Therapieflügel mit verschiedenen Behandlungsräumen, einer Kneippanlage für die Hydrotherapie sowie ein weiterer Therapieraum, angebunden an die Turnhalle, der für Fitness- und Aerobic-Training genutzt werden kann. Neben der Sanierung des Kesselhauses konnte auch der Schornstein als markantes Wahrzeichen erhalten werden.
„Mit Inbetriebnahme des ‚Alten Kesselhauses‘ als sport- und bewegungstherapeutisches Zentrum sind wir in der Lage, ein differenziertes Behandlungsspektrum in optimal ausgestatteten Räumlichkeiten durchzuführen“, sagt Dr. Stephan Röttig, kommissarischer Leiter der Universitätsklinik und Poliklinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik. Krankengymnastik und therapeutisches Wassertreten, Tanz, Yoga, Ergometer- und Aerobic-Training, Entspannungs- und Körperwahrnehmungsübungen können hier zukünftig angeboten werden. „Diese Interventionen kommen beim gesamten Spektrum psychischer Störungen wie z.B. Depressionen, Essstörungen, Suchterkrankungen, aber insbesondere auch bei Erkrankungen des höheren Lebensalters wie Demenzen zum Einsatz. Neuste wissenschaftliche Erkenntnisse weisen darauf hin, dass Sport- und Bewegungstherapie eine erhebliche positive Wirkung auf die Genesung psychischer Erkrankungen haben.“ In der Psychiatrie und Psychotherapie nimmt die Sport- und Bewegungstherapie daher neben der psychiatrischen und psychopharmakologischen Intervention, der Psychotherapie sowie Sozio-, Musik- Ergo- und Gestaltungstherapie einen wichtigen Stellenwert ein. Darüber hinaus sind physiotherapeutische Behandlungen von entscheidender Bedeutung für Betroffene, die zusätzlich unter schweren körperlichen Problemen leiden.