Paddeln durch die Antarktis: Exergaming verändert die Sport- und Bewegungstherapie für Krebspatient:innen der Universitätsmedizin Halle
Ob auf Paddeltouren durch die Antarktis oder bei einer Entspannungsreise in die Wüste Gobi – Krebspatient:innen der Universitätsmedizin Halle können zukünftig dem Klinikalltag ganz einfach entfliehen und ihre onkologische Sport- und Bewegungstherapie in den virtuellen Raum verlegen. Möglich macht dies Exergaming, eine Kombination aus körperlichem Training (exercise) und virtuellem Spiel (gaming). Mit VR-Brille und Controllern können abwechslungsreiche Bewegungs- und Entspannungsangebote genutzt werden.
An der Universitätsmedizin Halle ist die onkologische Sport- und Bewegungstherapie fester Bestandteil bei der Behandlung von Krebserkrankungen. Studien zeigen, körperliche Aktivität im Rahmen einer gezielten Bewegungstherapie verbessert den allgemeinen Gesundheitszustand der Patient:innen, verringert mögliche Krankheits- und Behandlungsfolgen wie Übelkeit und frühzeitige Ermüdung und wirkt sich positiv auf das subjektive Wohlbefinden aus. Im Einzeltraining können die derzeit rund 70 onkologischen Patient:innen jetzt auch Exergaming nutzen und dabei je nach persönlicher Vorliebe und Bedürfnis das passende Programm wählen. „Exergaming ist eine sinnvolle und schöne Ergänzung unseres Therapiespektrums“, erklärt Prof. Dr. Patrick Jahn, Leiter der AG Versorgungsforschung an der Universitätsmedizin Halle. „Die abwechslungsreichen virtuellen Angebote zur Bewegung und Entspannung steigern die Trainingsmotivation, sorgen für mehr Leichtigkeit und helfen, die Krankenhausatmosphäre hinter sich zu lassen.“ Prof. Dr. Karl-Stefan Delank, Direktor des Departments für Orthopädie, Unfall- und Wiederherstellungschirurgie (DOUW) betont: „Aus orthopädischer Sicht eignet sich Exergaming ideal, um physische, psychische und psychosoziale Beeinträchtigungen am Bewegungsapparat zu adressieren.“
Um die Programme nutzen zu können, haben die Patient:innen je einen Controller in beiden Händen und tragen eine VR-Brille, deren Technologie zu den modernsten auf dem Markt zählt. „Wir haben uns bewusst für ein sehr leistungsfähiges Modell entschieden, bei dem es zu keinem Ruckeln oder einer Verzögerung der visuellen Darstellung kommt. So verringert sich das Risiko für eine Motionsickness, was gerade für Krebspatient:innen sehr wichtig ist“, erläutert Prof. Jahn. „Eine hohe Auflösung macht die virtuelle Umgebung sehr realistisch und fördert die Immersion der Nutzer:innen.“ Die umfangreiche Exergaming-Datenbank bietet sowohl aktivierende oder koordinationsfördernde Spiele als auch visuelle Entspannungsanleitungen. Damit diese gelingt, steht in den Räumlichkeiten der Physiotherapieabteilung des DOUW, wo die onkologische Sport- und Bewegungstherapie seit dem Sommer untergebracht ist, auch eine Liege zur Verfügung.
Die Exergaming-Ausstattung stellt der Förderverein Universitätsklinikum Halle e.V. zur Verfügung: „Wir freuen uns, mit den Spenden aus der jährlichen weltweiten Movember-Aktion die onkologische Sport- und Bewegungstherapie der Universitätsmedizin Halle unterstützen und damit sehr vielen Patient:innen mit unterschiedlichen Krankheitsbildern ein modernes und hoffentlich motivierendes Angebot machen zu können“, sagt die ehrenamtliche Vorsitzende Heike Grasse. Jedes Jahr im November tragen Männer für die Movember-Aktion Bart, um das Thema Männergesundheit in den Fokus zu rücken und u. a. auf Prostata- und Hodenkrebs aufmerksam zu machen. Für den Förderverein Universitätsklinikum Halle e.V. sammelt Nico Säume bereits seit drei Jahren im Rahmen des Movember-Aktionsmonats Spenden.