Nachwuchsförderung für Frauen: Erste Gisela-Schützmannsky-Stipendien für Habilitationen von Ärztinnen und Zahnärztinnen vergeben

Fünf Personen stehen nebeneinander in einem holzvertäfelten Raum und lächeln in die Kamera. Zwei Frauen halten eine Urkunde in den Händen.

Die Stipendiatinnen Dr. Rüger (2.v.li.) und Dr. Flöther (2.v.re.) zur feierlichen Übergabe mit dem Ehrengast Dr. Werner (mi.) und den Initiatorinnen.

Die Medizinische Fakultät der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) hat ein Förderprogramm ins Leben gerufen, das sich an wissenschaftlich interessierte Ärztinnen und Zahnärztinnen richtet. Mit „Gisela Schützmannsky“ hat das jährlich ausgeschriebene Angebot einen bedeutenden Namen erhalten. Sie habilitierte sich in Halle (Saale) zu einer Zeit, als Wissenschaftlerinnen nur selten Hochschulkarriere machten, war ab 1964 Professorin für Kinderzahnheilkunde an der MLU und damit die erste Professorin dieses Fachs an einer deutschen Universität. Jetzt wurden die ersten beiden Stipendien des neuen Programms vergeben.

In diesem Jahr setzten sich Dr. Christiane Rüger (Universitätsklinik und Poliklinik für Augenheilkunde) und Dr. Lilit Flöther (Universitätsklinik für Anästhesiologie und operative Intensivmedizin) durch. „Sie sind Pionierinnen in unserem neuen Programm“, gratulierte Dekanin Prof. Heike Kielstein den beiden Stipendiatinnen. „Aber natürlich werden in den kommenden Jahren noch viele weitere Frauen die Chance auf eine Förderung erhalten. Wir freuen uns sehr, dass es bereits in dieser ersten Runde so viele Bewerberinnen gab und wollen alle ermutigen und unterstützen, sich (erneut) zu bewerben und eine wissenschaftliche Laufbahn anzustreben.“

Mehr Zeit für Forschung

Das Programm soll die Habilitationszahlen von Frauen erhöhen, denn im klinischen Bereich habilitieren sich bisher etwa doppelt so viele Männer. Dafür können durch das Stipendium über einen Zeitraum von einem Jahr bis zu 20 Prozent der Arbeitszeit in Wissenschaft und Forschung investiert werden. Die Förderung ist in zwei Varianten (Tracks) möglich: Entweder zu Beginn der Habilitation, um mit Publikationen die Basis für den späteren Erfolg zu schaffen, oder bei fortgeschrittenen Habilitationsvorhaben, um mit weiteren Publikationen eine kumulative Habilitationsschrift einreichen zu können - also in Form einer Sammlung mehrerer zusammenhängender wissenschaftlicher Veröffentlichungen.

„Habilitationen sind herausfordernd, ganz besonders im ärztlichen Bereich, wenn der Klinikalltag nur wenig Zeit für die Wissenschaft lässt. Das spiegelt sich auch in den Zahlen der abgeschlossenen Habilitationen allgemein, aber insbesondere von Frauen wider. Für unsere Medizinische Fakultät ist es wichtig, diese zu ermöglichen, um damit exzellente Wissenschaftlerinnen an uns zu binden und den weiblichen Nachwuchs zu fördern“, so die Dekanin weiter.

Gisela Schützmannsky: ‚Eine unermüdliche Macherin‘

Bei der ersten Urkundenübergabe konnten sich die Anwesenden über einen besonderen Ehrengast freuen: Dr. Hans-Martin Werner, Neffe von Prof. Schützmannsky, war aus Lüneburg angereist und berichtete über das Wirken und den unermüdlichen Charakter seiner Tante. Im Gepäck hatte er auch gut erhaltene Erinnerungsstücke. Neben historischen Fotografien waren die originale Doktorarbeit von 1944 und die Einladung zur Antrittsvorlesung aus dem Jahr 1960 zu sehen.

„Mit dem Gisela-Schützmannsky-Programm haben wir nicht nur ein tolles neues Förderangebot geschaffen, sondern auch den perfekten Namen dafür gefunden. Ihre Biografie ist herausragend und sie selbst soll hohe Ansprüche an ihre Doktorandinnen gestellt haben“, betont Annika Weißenborn, Gleichstellungsbeauftragte der Medizinischen Fakultät der MLU und Mitinitiatorin des neuen Angebots. „Das Programm ist ein Bekenntnis zur Förderung des weiblichen wissenschaftlichen Nachwuchses und zur Gleichstellung. Derzeit überlegen und prüfen wir, inwiefern wir das Angebot ausbauen können.“