Wissenschaft vielfältig vorgestellt – das war der 9. Forschungstag
Forschung, Lehre und Klinik gehören zusammen. Das zeigte sich abermals am 9. Forschungstag der Medizinischen Fakultät der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg am 17. Mai 2024. Insgesamt 230 Teilnehmende aus den Instituten und Kliniken der Universitätsmedizin Halle diskutierten, präsentierten und tauschten sich aus. Vorgestellt wurden mehr als 60 wissenschaftliche Beiträge in Form von Vorträgen oder Postern rund um die Schwerpunktthemen Versorgungsforschung, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Onkologie.
„Zum Forschungstag macht unser wissenschaftlicher Nachwuchs wieder eindrucksvoll deutlich, was er leistet. Ich freue mich, dass sich dieser Tag zu einer Tradition entwickelt hat und sich heute abermals so viele junge Menschen beteiligen“, begrüßt Dekanin Prof. Heike Kielstein die Anwesenden. Der Forschungstag erbringe einen wichtigen Beitrag für neue Ideen und Kooperationen.
Forschung verständlich, abwechslungsreich und unterhaltsam präsentiert
Besonders kreativ ging es bei den „Elevator Pitches“ zu. Moderiert von Prof. Tony Gutschner und zum 5. Mal im Programm des Forschungstages, hatten die Wissenschaftler:innen nur knapp 60 Sekunden Zeit – gerade so lang wie eine Fahrstuhlfahrt – um ihr Thema zu präsentieren und dafür zu begeistern. Ziel dieser Kurzvorträge ist es, die Zuschauenden anschließend zahlreich an das eigene Poster zu locken um sich in Ruhe auszutauschen. Die Projekte waren so vielseitig wie die Ideen, sie vorzustellen. Wem die hohe Kunst gelang, kurzweilig, verständlich und kreativ zu präsentieren, erhielt besonders lauten Applaus. Kuriose Vergleiche, Märchenstunden in Reimform und Süßigkeiten, die als Teil der Erzählung in Richtung des Publikums flogen, sorgten für reichlich gute Laune.
Ein weiterer Höhepunkt war der Vortrag von Jun.-Prof. Holger Cynis, der seit 2023 die Juniorprofessur für „Immunmodulation bei pathophysiologischen Prozessen“ innehat. Er erforscht das Potenzial von DNA-Sequenzen sogenannter Humaner Endogener Retroviren (HERV) in der Diagnostik und Therapie von Tumorerkrankungen. Im Laufe der Evolution wurden diese in das menschliche Erbgut integriert und sind in der Regel stillgelegt. Doch es gibt Ausnahmen: zwar kommt es dabei nicht mehr zur Bildung von intakten Viren, aber von Proteinbestandteilen. Beispielsweise hat ein solches Protein, Syncytin-1, eine wichtige Aufgabe in der Reifung der Plazenta übernommen.
Nach Reaktivierung stehen manche HERV-Sequenzen allerdings im Verdacht, eine Rolle in der Entstehung von Krankheiten zu spielen. Am Fraunhofer-Institut für Zelltherapie und Immunologie gelang es ihm und seinem Team bereits Antikörper zu entwickeln und zu charakterisieren, die bestimmte HERV-Proteine gezielt markieren. Diese könnten theoretisch in der Diagnose von Tumorentitäten eingesetzt werden, etwa beim Harnblasenkarzinom, bei dem die Expression dieser HERV-Proteine an der Zellmembran mit einem kürzeren krankheitsfreien Überleben verbunden ist. Perspektivisch könnten die von ihm entwickelten Antikörper in angepasster Form bei Behandlung von Tumorerkrankungen zum Einsatz kommen.
„Junge Leute begeistern und halten“: Abschluss und Preisverleihung
Für Prof. Claudia Wickenhauser, Prodekanin für Forschung, ist der Forschungstag einer der Höhepunkte im Jahr und auch in seiner 9. Ausgabe ein voller Erfolg. „Es ist unglaublich wichtig, dass man junge Leute für Forschungsthemen begeistert, sie in Arbeitsgruppen integriert und dafür wirbt, dass sie eine Weile in Halle verbleiben oder später auf ihrem Lebensweg vielleicht nach Halle zurückkehren. Jeder Tag, an dem wir junge Leute halten können und sie Freude an ihrer Arbeit haben, ist ein guter Tag“, betont sie.
Zum Abschluss prämierte sie die besten Posterpräsentationen und Vorträge mit je 200 Euro, gestiftet durch den Förderverein des Universitätsklinikums Halle (Saale). In der Kategorie Poster wurden Anastasia Doroshenko (HLA-Labor), Maik Rothe (Radiologie), Danny Knobloch-Sperlich (Strahlentherapie) und Manishkumar Omprakash Pandey (Innere Medizin IV) ausgezeichnet. Mit den besten Vorträgen überzeugten Hannah Horbas (Pathologie) und Leonie Roß (Neurochirurgie).
Das komplette Programm zum Nachlesen.