20 Jahre Hornhautbank: UKH und DGFG veranstalten Symposium
Am 4. Mai 2019 findet das Hallesche Hornhaut-Symposium im Löwengebäude der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg statt. Gastgeber und wissenschaftlicher Leiter des Symposiums ist der Direktor der Universitätsaugenklinik Halle Prof. Dr. med. Arne Viestenz. Anlass ist das 20-jährige Jubiläum der Mitteldeutschen Corneabank Halle (MCH), eine der ältesten Gewebebanken in Deutschland, die sich der Aufbereitung von Augenhornhautspenden widmet. Mehr als 4.000 Patienten konnten binnen der letzten 20 Jahre in Halle dank großem Engagement aller in der Gewebespende und -aufbereitung involvierten Personen mit einem Augenhorn-hauttransplantat versorgt werden. Unterstützt wird die Jubiläumsveranstaltung von der Deutschen Gesellschaft für Gewebetransplantation (DGFG), in deren Netzwerk die Hallesche Gewebebank der erste Kooperationspartner in der Gewebeaufbereitung war. Das Jubiläum wird im Rahmen einer au-genärztlichen Fortbildungsveranstaltung mit den Themen Hornhauttransplantation, innovative Transplantationstechniken und Gewebespende gefeiert. Das UKH und die DGFG wollen zudem die Gelegenheit nutzen, den vielen anonymen Hornhautspendern und ihren Angehörigen im Namen aller Patienten und Transplanteure zu danken.
Eine 20-jährige Erfolgsgeschichte der Gewebespende, -aufbereitung und -transplantation
Am 1. April 1998 wurde die erste Hornhautspende im Klinikum realisiert und in der MCH aufbereitet. Seit mehr als zehn Jahren unterstützt die DGFG dabei den Ausbau der Hornhautbank und der Gewebespende. Nun soll das 20-jährige Bestehen der MCH und die über 4000ste Hornhauttransplantation am UKH in Halle (Saale) gemeinsam mit den Gründern, Schülern und chirurgischen Kollegen gefeiert werden. „Eindrucksvolle Patientenerlebnisse – von der Blindheit bis zur Wiedererlangung des Augen-lichtes und der Wiederaufnahme des Berufes sollten uns vor allem auch zu Dank verpflichten. Dankbar sind wir all jenen, die ihre Hornhaut einem anderen Menschen spendeten und die sich um die Gewin-nung, Koordination und Pflege gespendeter Körpergewebe verantwortungsvoll einbringen“, betont Prof. Viestenz. Die MCH wurde vor 20 Jahren durch den damaligen Direktor der Universitätsaugenklinik Halle Prof. Dr. med. Gernot Duncker zusammen mit Prof. Dr. med. Frank Wilhelm und Dr. med. Timm Bredehorn-Mayr ins Leben gerufen.
Vielzahl an Industrieunfällen sorgte für hohen Bedarf an Augenhornhauttransplantaten
Der Bedarf an Hornhauttransplantaten war damals höher denn je, was vor allem der chemischen Industrie (Schwerindustrie) und den damit verbundenen Unfällen mit Verätzungen und Vernarbungen geschuldet war. Gleichzeitig war Anfang der 1990er eine Zeit, in der Hornhautkultivierung erst allmählich spezialisiert wurde. Hornhäute zu prozessieren und Qualität zu sichern war völlig neu. So wurde anfänglich diskutiert, ob Hornhäute überhaupt kultiviert werden müssen. Hornhäute wurden damals direkt nach der Entnahme transplantiert. Heute ist das bedeutend anders: In der Gewebebank erfolgen umfangreiche Untersuchungen. Mit den Jahren fing auch eine genaue Spenderdiagnostik an. Heute zählt die mikrobiologische und virologische Untersuchung des Spenderblutes zu den wichtigsten Kontrollen, um den Empfänger vor übertragbaren Krankheiten bestmöglich zu schützen.
Universitätsaugenklinik im UKH: Spitzenzentrum für rekonstruktive und regenerative Medizin
Im Februar 2017 übernahm Prof. Dr. med. Arne Viestenz das Direktorium der Augenklinik im Universitätsklinikum Halle. Die Augenklinik im Universitätsklinikum Halle (UKH) ist heute ein Spitzenzentrum für regenerative und rekonstruktive Medizin. Prof. Viestenz führte die sogenannte Pol-zu-Pol-Transplantation ein, bei der innerhalb von zwei Stunden eine vollständige Rekonstruktion des Auges inkl. Hornhaut, Katarakt, Iris und Netzhaut erfolgt. Im UKH liegen die Schweregrade der OP-Verfahren besonders hoch, die DMEK gehört zum Standard in der Behandlung von Hornhauterkrankungen. Zudem gilt die Augenklinik im UKH heute als Zentrum zur Behandlung schwerwiegender Keratomykosen (Pilzerkrankungen) und angeborene Aniridie. Der Forschungsschwerpunkt liegt heute auf der regenerativen Medizin wie die Forschung mit Limbusstammzellen und der Regeneration der Augenoberfläche.
Hornhautspenden retten Augenlicht – doch dafür brauchen wir Spenden
Durch die Transplantation einer Augenhornhaut erhalten Patienten nach einer Erkrankung oder einem Unfall ihr Augenlicht zurück. Die Hornhautverpflanzung ist die älteste, häufigste und auch die erfolgreichste Transplantation in der gesamten Medizin. Rund 7.000 Mal im Jahr ersetzen Ärzte in Deutsch-land die erkrankte Hornhaut durch eine menschliche Spenderhornhaut. Ähnlich wie bei Organen besteht auch bei Augenhornhäuten, die zu den Geweben zählen, ein großer Spendenbedarf. Auch wenn die Bereitschaft zur Gewebespende in den vergangenen Jahren gestiegen ist, müssen noch immer Patienten auf ein passendes Gewebetransplantat warten. Eine Augenhornhautspende kann noch bis zu 72 Stunden nach einem Herzstillstand durchgeführt werden – vorausgesetzt, es liegt eine Einwilligung des Verstorbenen zu Lebzeiten oder durch seine Angehörigen vor und übertragbare Krankheiten können beim Verstorben ausgeschlossen werden. Eine Hornhautspende ist auch bis ins hohe Alter möglich, ebenso wie beim Grauen Star, einer Weit- oder Kurzsichtigkeit sowie einer Hornhautverkrümmung.
Die DGFG
Die DGFG ist eine unabhängige, gemeinnützige Gesellschaft, die seit 1997 die Gewebespende und -transplantation in Deutschland fördert. Auf der Basis des Gewebegesetzes von 2007 sind alle Tätig-keiten und Ablaufprozesse der Gewebespende gesetzlich geregelt. Für alle Gewebezubereitungen gilt das Handelsverbot. Im Netzwerk der DGFG kooperieren zahlreiche Universitätskliniken, kommunale und konfessionelle Krankenhäuser, aber auch große Klinikverbünde. Sie alle unterstützen die Gewebespende durch die Meldung möglicher Gewebespender und nehmen so ihre gesellschaftliche Verantwortung für die Versorgung der betroffenen Patienten wahr. Gesellschafter sind das Universitäts-klinikum Carl Gustav Carus Dresden, das Universitätsklinikum Leipzig, die Medizinische Hochschule Hannover, die Universitätsmedizin Rostock sowie das Dietrich-Bonhoeffer-Klinikum Neubrandenburg. Mit der DGFG geben die Gesellschafter aus dem öffentlichen und kirchlichen Raum eine Antwort auf die gesellschaftliche Aufgabe der altruistischen Gewebespende und erteilen dabei jeglichen Interessen und Beteiligungen von Privatpersonen eine deutliche Absage.