20 Jahre ECMO: Team der Universitätsmedizin Halle versorgt Patient:innen in ganz Sachsen-Anhalt
Wenn Herz oder Lunge nicht mehr richtig funktionieren, können sie durch ein ECMO-System temporär ersetzt werden. Die Therapiemethode wird an der Universitätsmedizin Halle bereits seit 20 Jahren eingesetzt und hat während der Corona-Pandemie größere Bekanntheit erlangt. Neben der stationären Versorgung ist das speziell ausgebildete ECMO-Team im Notfall auch mobil rund um die Uhr im Einsatz, um Kliniken in ganz Sachsen-Anhalt und anderen Teilen Mitteldeutschlands bei der Versorgung von Patient:innen zu unterstützen. Auch in der intensivmedizinischen Versorgung von Kindern setzt die Universitätsmedizin Halle als einziges Klinikum in Sachsen-Anhalt die ECMO-Therapie ein und hat damit eine Versorgungslücke geschlossen.
Ein ECMO-System (extracorporal membrane oxygenation) ist eine in der Intensivmedizin eingesetzte minimierte Herz-Lungen-Maschine. Diese übernimmt die Funktionsleistung von Lunge und/oder Herz bei schwer erkrankten Patient:innen außerhalb ihres Körpers und gibt den geschädigten Organen Zeit, sich wieder zu erholen. „Über Schläuche, die in große Gefäße gelegt werden, wird das Blut des Patienten durch eine Zentrifugalpumpe und einen Oxygenator geleitet, dort mit Sauerstoff angereichert und dann in den Körper zurückgeführt“, erklärt Markus Stiller, leitender Kardiotechniker an der Universitätsmedizin Halle.
Seit dem ersten Einsatz im Jahr 2005 hat das Team über 1600 ECMO-Therapien durchgeführt, etwa 180 davon bei Corona-Patient:innen. Seit 2011 ist das ECMO-Team auch rund um die Uhr mobil im Einsatz. Steht ein Notfall in einem Krankenhaus in der Region an, eilen drei Spezialist:innen aus den Bereichen Anästhesiologie, Innere Medizin und Kardiotechnik per Rettungshubschrauber, Rettungswagen, Feuerwehr oder PKW zu den schwerstkranken Patient:innen in Sachsen-Anhalt oder den angrenzenden Bundesländern. Ein portables und besonders leichtes ECMO-System ermöglicht es dem Team, die lebensrettende Therapie direkt vor Ort zu starten und die Patient:innen zu stabilisieren, bevor sie für eine Weiterbehandlung in die Universitätsmedizin Halle gebracht werden.
ECMO kann bei zeitkritischen Erkrankungen wie schwerem Lungenversagen, Lungenembolien, schwersten Herzinfarkten oder schwerster Herzinsuffizienz zum Einsatz kommen. „Die ECMO-Therapie ist für manche Patient:innen die letzte Rettungsoption“, betont Dr. Daniel Ebert, Leiter Intensivmedizin in der Universitätsklinik für Anästhesiologie und Operative Intensivmedizin der Universitätsmedizin Halle. „Gleichzeitig ist sie nur ein Hilfsmittel – es ist wichtig, die eigentliche Grunderkrankung zu erkennen und zu behandeln.“
Während der Corona-Pandemie war die Belastung enorm: Um allen Betroffenen gerecht zu werden, musste die Zahl der ECMO-Geräte am Universitätsklinikum Halle (Saale) zeitweise fast verdoppelt werden – von 12 auf 23. „Diese Zeit war für uns herausfordernd, aber auch lehrreich“, resümiert Dr. Alexander Vogt, geschäftsführender Oberarzt und Facharzt für Innere Medizin und Kardiologie in der Universitätsklinik für Innere Medizin III der Universitätsmedizin Halle. „Wir sind mittlerweile ein routiniertes, eingespieltes Team und haben über die Jahre sowohl unsere interdisziplinäre Zusammenarbeit als auch das Risiko- und Komplikationsmanagement gestärkt.“